Posts

Es werden Posts vom November, 2021 angezeigt.

Trade-Off

Bild
Die Sprinkler hatten keinen Einsatz. Reflexartig fasse ich morgens beim Öffnen des Zelts die Plane an, um die Feuchtigkeit zu testen und freu mich, wenn sie wieder trocken ist. Zusammenpacken und los. Ich bin etwas von meiner eigentlichen Tour abgekommen bin nun auf kleineren, schlechteren Straßen unterwegs. Teils solche, auf denen man wegen des Asphalts bergab kaum schneller fahren kann, als bergauf. Teils auf einem Radweg mit dem Belag einer Baustellenausfahrt.    Ich such meinen Weg zurück auf große Straßen. Schöner Nebeneffekt der kleinen war eine sehr schöne, abwechslungsreiche Landschaft. Das ist immer so ein bisschen der Trade-Off zwischen etwas sehen und vernünftig vorankommen. Denn so schön das alles ist, ich hab schon auch das Ziel vor Augen. Dabei wollte ich mir genau das eigentlich abgewöhnen: anstatt den Moment zu erleben, gedanklich schon etwas voraus zu sein. Ist ja eigentlich Unfug, der Moment ist alles, was tatsächlich passiert und wirklich ist. Alles andere s...

Salzseen

Bild
Es ist sicher noch gut eine Stunde bis Sonnenaufgang. Dunkel draußen. Ich schlafe. Aus dem Nichts bellen mich drei Hunde von verschiedenen Seiten an. Mein Puls geht gut hundert Schläge nach oben. Ein super Gefühl sich unterhalb der Hunde zu befinden! Eine französisch sprechende Frau versucht die Tiere unter Kontrolle zu bringen. Sie entfernen sich, ich bin erstmal wach. Aber so richtig. Da ich nicht mehr einschlafen kann entschließe ich mich einige Zeit später dem Ruf der Natur nachzukommen. Selbstverständlich ist die Frau just in dem Augenblick mit ihren Hunden zurück, als es gerade plätschert. Ich uriniere, die Hunde bellen und rennen. Ich steh halt da und kann nicht anders. Was für ein Morgen! Etwas später kommt nochmal einer mit seinem Hund vorbei. Ich muss hier den Gassi-Hotspot erwischt haben. Frühstück, Fahrrad zurück auf die Straße wuchten und los nach Alicante. Ich erwähne nur ungern, dass der Wind immernoch aus Westen bläst. Die Stadt hat eine weniger gute Fahrradinfrastrukt...

Größer-Als-Zeichen

Bild
Bis kurz vor Sonnenaufgang hab ich fast elf Stunden geschlafen. Abends merke ich richtig, dass ich ein paar Stunden am radeln war.  Wenn letzte Nacht Wäsche draußen gehangen wäre, hätte ich sie morgens aus dem Gebüsch zusammenklauben können. Der Olivenbaum, in dessen Windschatten ich mich versteckt hatte, hat das Zelt mit dunklen Flecken gesprenkelt. Ich pack zusammen. Heute sieht meine Etappe auf der Landkarte nach einem > aus. Mit dem starken Westwind war die erste Tageshälfte schön zu fahren und auch optisch sehr ansprechend.    In menschenleeren Dörfern hängt schon die Weihnachtsbeleuchtung und wartet drauf zum ersten Mal zum Einsatz zu kommen. Ich schraub mich den Berg hoch. Je nachdem in welche Richtung ich fahre, fühlt es sich manchmal so an, als würde mich eine Hand, so groß wie mein Rücken, nach vorne schieben. Wenn ich in einem Kreisel die dritte Ausfahrt nehme, muss ich mich zunächst in den ersten Teilbogen reinkämpfen und werd dann ab 90° zunehmend rausbesc...

Valencia

Bild
Wirklich: so eine schöne Stadt!   Da ich gestern Abend wieder größeren Appetit hatte, bleibt mir heut nur wenig Frühstücksmüsli. Nur widerwillig pack ich zusammen. Es gefällt mir zu gut hier.   Den Hügel runterrollen und dann wieder auf die Landstraße. Der Wind hat sich wohl gut eingerichtet, denn er bläst immernoch aus Westen. Ich kurble. Schon weit vor Valencia komme ich auf einen Radweg, den wir letztes Jahr zu dritt gefahren sind. Eine Böe schmeißt mir eine handvoll Sand ins Gesicht. Da morgen Sonntag ist, muss ich wieder für zwei Tage einkaufen. Ich mach das (wie sich später rausstellen sollte) viel zu früh an karr' unnötigerweise den ganzen Tag die vollen Taschen rum. Ich hab aktuell mehrere Kilogramm (excl. Wasser) Nahrung bei mir. Vermutlich als Reaktion auf das traumatische Frühstückserlebnis heut morgen 😅   Die Mittagspause mach ich in Valencia in einem Park. Die Sonne brennt runter, ich muss ihr irgendwann den Rücken zudrehen.    Kurz vor der Pause h...

Mehr Zeit

Bild
Es war im Dickicht zwar windgeschützt und das Gras weich zum Liegen, aber entsprechend feucht war es heute morgen. Nasskalt. Ich weiß gar nicht welche Reißverschlüsse ich an meinem Schlafsack noch weiter hochziehen soll. Dann geht die Sonne auf. Das Zelt packe ich tropfnass zusammen. Start in den Tag mit einer Vorbeifahrt an Peniscola. Das hebt gleich die Stimmung 😅 Der Wind bläst immernoch kühl von den Bergen. Nach gut zwei Stunden gehe ich in einem Dorf einkaufen. Ich lehne mein Rad an die windabgewandte, weiße Wand des Ladens und spüre schlagartig wie warm die Sonne eigentlich ist! Voll beladen mach ich kurz hinter dem Dorf eine Trocknungspause am Rand der dünn befahrenen Straße. Alles aufhängen, Zelt aufstellen. Es ist bald Mittag und so sehr ich die Sonne in den letzen zwei Wochen herbeigesehnt hab, ist mir jetzt gerade nach Schatten. Ich setze mich hinter meine am Baum aufgehängte Plane. Mittagessen und parallel Klamotten bzw. Zelt immer wieder umdrehen. Ich schmiere mir Sonnenc...

Seitenwindtag

Bild
Letzte Nacht hat der Regen öfter mal auf dem Blechdach über mir geprasselt und bis zum Morgen wieder aufgehört. Ich frühstücke und packe zusammen. Als ich gerade los will, kommt nochmal ein Schauer. Ich warte ab. Heute geht's den ganzen Tag auf der N-340 an der Küste entlang. Kurz nach dem Start muss ich nochmal das Poncho rausholen. Gestern blies der Wind vom Meer, heute bläst er noch stärker in die andere Richtung. Es ist Seitenwindtag. Die erste Tageshälfte ist kalt und zäh. Auf den Mittag hin wird's heller. Ich suche einen Platz, wo ich windgeschützt in der Sonne sitzen und mich, vor allem meine Füße, aufwärmen kann. Gar nicht so einfach, zumal weite Teile neben der Straße schlammig sind oder ganz unter Wasser stehen. Dann finde ich ein paar Büsche, davor steiniger Boden, ich biege ab. Während des Essens halte ich meine nackten Füße in die Sonne. Ich werde mit einem zweiten Paar Socken weiterfahren.   Frisch gestärkt (das war nötig!) geht's weiter. Die Sonne wärmt jetzt...

Radwechsel

Bild
Ich wache früh auf und kann nicht mehr schlafen. Na gut, dann halt Frühstück. Anschließend gehe ich einen Stock tiefer zum Rad. Ich fang an es im verwaisten Frühstücksraum zu demontieren. Zwei Stunden brauche ich bis das Vorderrad getauscht und alles neu verdrahtet ist. Ich bin drauf und dran nochmal loszuziehen, weil ich längere Schrauben brauche. Der Schnellspanner baut axial länger und kollidiert mit dem Frontgepäckträger. Ich entschließe mich den alten Spanner zu nehmen - passt. Rad dreht sich, Licht leuchtet.   Ich dusche und spaziere durch die Stadt. Hier kann man auch Wochen verbringen bis man einen nennenswerten Teil der Stadt kennen gelernt hat. Wieder fallen mir die nicht wenigen Männer auf, die mit einem Einkaufswagen voller Altmetall unterwegs sind. Der Regen wird stärker.  Bereits am Abend steht alles unter der Wasser. Der Müll schwimmt in den Säcken der öffentlichen Mülleimer.   Nächster Morgen. Ich packe mein Zeug zusammen, dusche und wuchte Fahrrad und Gep...

Barcelona

Bild
Wieder alles nass zusammengepackt. Zurück auf die Hauptstraße. Kurbeln. Wenn meine bisherigen Einträge wie ein Dauerwetterbericht anmuten, dann liegt das daran, dass das Wetter 80% der Miete ist. Nahezu alles, was eine Rolle spielt, ist direkt vom Wetter betroffen. Wenn die Sonne scheint, so wie letztes Jahr, geht die Stimmung gleich massiv rauf, das Fahren geht leichter vom Bein und ein ganzer Blumenstrauß an Auswirkungen und Maßnahmen fallen einfach weg. Es ist alles so viel entspannter.   Ich entschließe mich links abzubiegen und über einen kleinen Berg ans Meer zu fahren. Beim Anstieg setzt Regen ein, es geht moderat bergauf. Die Abfahrt über die kurvenreiche B-510 macht mächtig Spaß! Dann erreiche ich ein Gewerbegebiet in Küstennähe. Am Strand entlang habe ich die Wahl zwischen sandigem Weg am Meer oder Straße. Ich alterniere.   Mittlerweile hat der Regen aufgehört und Sonne/Wolken wechseln sich ab. Für den Check-In um 15 Uhr bin ich gut in der Zeit. Ein Park taucht auf. ...

Durststrecke vor Barcelona

Bild
Nach einer wieder gut geschlafenen Nacht steig ich direkt mit dem Frühstück ein. Geregnet hat es zwar nicht, doch das Zelt ist dennoch feucht. Der Wind muss gedreht haben, denn direkt beim Verlassen des Zelts steigt mir der Gestank von Schweinejauche in die Nase. Solider Kontrast zu meinem leckeren Schokomüsli! Mir wird direkt schlecht. Ich packe zusammen und steig auf. Heute will ich gut die Hälfte, der bis Barcelona verbleibenden 160 km machen.  Sonntag, herrlich! Sehr wenig los auf den Straßen, selbst auf der Autobahn tut sich nicht viel. Kein Regen! Andererseits... Im Straßengraben liegt unglaublich viel Müll, alle paar Kilometer entdecke ich ein Eck oder einen Hang, wo jemand seinen Sperrmüll entsorgt hat. Entsprechend überall Schilder, die darum bitten keinen Müll aus dem Auto zu werfen. Ob das hilft? Wie kann man Menschen dazu bewegen kein Assi zu sein? Mir kommt "Pfand" in den Sinn. Der Müll liegt auch von den Landmaschinen zerkleinert auf den Feldern - und dann irgen...

Perpignan

Bild
Ich hab richtig gut geschlafen. Gras ist ganz klar die bessere Unterlage. Meistens bin ich schon um 20 Uhr richtig müde und schlaf dann gerne auch bis acht. Zum Frühstück gibt's Müsli und Joghurt. Entlang der Landstraße geht's weiter nach Süden. Es gibt wieder mehr Platz auf der Straße, der Verkehr ist mäßig. Ich arbeite mich unspektakulär nach Perpignan vor und plane dort eine Mittagspause zu machen. Dieses Mal fahr ich eine abweichende Route durch die Stadt, denn meine Erinnerung an sie ist deutlich schöner als das, was ich durchfahre. Hier finde ich auch keine Einkaufsmöglichkeit, was meine Pause weiter in die Zukunft verschiebt. Einige Kilometer außerhalb der Stadt finde ich etwas. Ich kaufe, da Samstag ist, auch für morgen ein. Passenderweise kommt auch grad die Sonne etwas raus und ich mach meine Pause im angrenzenden Grün. Bei der Gelegenheit justiere ich meine Hinterradbremse. Bald kommt das erste Gebirge 🙂   Frisch gestärkt steig ich wieder in die Pedale. Es geht lang...

Sumpfumfahrung

Bild
Heut dreht sich alles darum das Sumpfgebiet zu umfahren. Ich hab mir schon entsprechende Markierungen in die Karte gemacht. Doch erst trockne ich das Zelt in der Sonne, bevor ich gemütlich in den Tag starte.    Schöner Radweg am Meer entlang. Nach einer kurzen Pause verliere ich - wie letztes Jahr - eine Schraube, die die Befestigungsschiene mit der Gepäcktasche verbindet. Nur dieses Mal ist die andere (rote) betroffen. Bloß gut hab ich ein Sortiment an Schrauben dabei und kann was improvisieren. Anders als vor wenigen Tagen hab ich heute nicht drei, sondern null Jacken an. So macht mir Radfahren erheblich mehr Spaß 😄   Dann geht der Sumpfteil los, noch früher als erwartet: ein sehr holpriger und matschiger Weg entlang eines Kanals. Ich erinnere mich, dass das letztes Jahr der Anfang vom Ende war. Ich biege ab und nehme die Landstraße. Teils ist sie neu ausgebaut, hat teils Flüsterasphalt, auf dem selbst mein Rad leiser abrollt. So weit alles gut. Nur ist sie stellenweis...

Blauer Himmel

Bild
Morgens wird es im Zelt ungewöhnlich hell. Da wird doch nicht...die Sonne ist aufgegangen - und sichtbar. Der Himmel ist blau! Ich frühstücke, pack mein Zeug und fahre mit Sonne im Gesicht los. Ich freu mich!   Das soll heut die Etappe zum ersten Zwischenziel, dem Meer sein. Ich verlasse das Rhônetal und biege nach Südwesten ab. Heute vorwiegend auf Landstraßen unterwegs. Manche stärker befahren, andere kilometerweise menschenleer. Meistens gibt es einen markierten Radstreifen auf der Straße. Das ist sicher noch kein top Radweg, aber: wenig Aufwand, viel Wirkung.   Zwischendurch muss ich immer wieder über Hügel, die sich heute erstmals auf 750 m Höhe summieren. Vom Frieren geht es übergangslos ins Schwitzen. Die ersten Tropfen fallen schon wieder. Wenn mein Körper auf Temperaturen reagiert, macht er das scheinbar immer extrem.   Mittagspause windgeschützt in der Sonne. Es ist warm genug, dass ich mein Trikot ausziehen und zum Trocknen aufhängen kann. Baguette, jeweils ein...

Windige Geschichte

Bild
Die Wiese war spürbar weicher, als die bisherigen Untergründe. Es tröpfelt etwas, als ich mein Zeug zusammenpacke. Der Wind hat aufgefrischt und bläst jetzt kräftig in die richtige Richtung: nach Süden. Am Vormittag lerne ich Markus aus Lörrach kennen. Baujahr 65, ist mit dem E-Bike/Zug nach Lissabon unterwegs. Nachdem wir uns in einem Städtchen einen Kaffee und ein Croissant geholt haben, lernen wir etwas später Stephen aus Liverpool kennen. Trägt ganz entspannte Kleidung, hat ein einfaches Gravelbike, superwenig Gepäck, will bis 2024 die Welt umrunden. Wir fahren zusammen, tauschen Nummern und lassen uns schieben. Die Rhône schlägt richtige Wellen. Wir queren sie ein paar Mal, was heute sehr abenteuerlich ist.   Dann kommen wir an dem Atomkraftwerk vorbei, in dessen Nachbarschaft ich letztes Jahr nichts ahnend gezeltet hab. Wenn der Wind in die andere Richtung ginge, würde ich heute auf jeden Fall einen Tag aussetzen. Schon quer zum Wind fahren ist sehr intensiv. Noch nicht erleb...

Via Rhôna

Bild
Schöner Abschnitt heute! Aber erstmal muss ich aus Lyon raus. Toll: ich bin in der Stadt zu fast 100% auf Radwegen unterwegs. Weniger geil: es stinkt massiv nach Diesel. Fahren vermutlich viele Euro0 rum. Der Geruch erinnert mich original an meine Zeit beim Bund als ich Führerschein gemacht habe und die Panzer über den Hof geknallt sind. Die hatten an der Stelle, wo man ein Auspuffrohr erwarten würde einfach einen Schacht. Der Erfahrung steht Lyon in nichts nach 🤣 Ich gehe einkaufen. In der benachbarten Boulangerie gibt es eine 3+1 Baguette-Aktion. Ich stehe in der Schlange und genieße die Wärme. Im Kopf habe ich die prallen Taschen an meinem Rad und das Volumen eines Baguettes und hör mich "...deux baguettes..." sagen. Ich Idiot! Da der bedeckte Himmel nicht zum Pausieren einlädt, esse ich das erste Baguette während ich meine Einkäufe verstaue. Wieder auf dem Fahrrad sitzend (mit einem Baguette im Gepäck) kann ich nicht glauben, wie naiv ich war zu glauben, zwei sei eine an...

Lyon

Bild
Der Himmel war klar, die Nacht wieder kalt. Ich schlafe relativ lang und bin erst 0945 auf dem Rad. Die Wolken drängen sich penetrant in den Vordergrund, die Sonne lässt sich nur am Vormittag stellenweise erahnen. Auf der Tour muss ich mich scheinbar parallel zu den Kilometern auch mit den Temperaturen ausgehend von kleinen Werten erst hocharbeiten. Heute bin ich nur auf Landstraßen unterwegs, aber der Verkehr ist dünn. An einer Tanke raste ich und wechsle meine Kleidung. Ich wähle das Trikot, das am wenigsten feucht ist. Es ist wahrlich ein Kopf-an-Kopf-Rennen! Bald drauf könnte ich den Vorgang nochmal wiederholen. Ich lasse es aber, führt ja zu nichts. Mein oberer Rücken schmerzt, weil er nun tagelang feucht ist und vom Fahrtwind kalt geföhnt wird. Verspannungen machen sich breit.   Im Supermarkt werde ich an der Kasse gefragt, was "das" sei. -Mein Rucksack? -Nein, das, was am Rucksack befestigt ist. -Das ist meine Falt-Isomatte. Ob ich die aus dem Laden mitgenommen hätte. ...

Ich werfe einen Schatten

Bild
Heute werde ich von dem knirschenden Kies eines vorbei laufenden Mannes geweckt. Er murmelt vor sich hin: "Sleeping! ...is the word in Peru." Was immer das zu bedeuten hat. Ich komme zu mir. Wenn ich letzte Nacht 20 Mal wach war, ist das nicht übertrieben. Ich hab das Gefühl schlaftechnisch nur an der Oberfläche zu kratzen. Muss mich doch zu sehr an ein Zimmer mit Bett gewöhnt haben. Zusammenpacken, aufsteigen, Radweg Richtung Südwesten. Ich fahre an Bushaltestellen oder Schlafplätzen vorbei, die ich im Frühjahr in der Gegenrichtung als Schutz vor Regen bzw. zum nächtigen angesteuert hatte. Das liegt gefühlt eine Ewigkeit zurück. An der Wasserstelle von letztem Jahr puder ich mir die Nase. Eine Bank einige Kilometer weiter lädt zum Pausieren ein. Baguette und Camembert. Es ist bedeckt, aber mit zehn Grad fast schon angenehm. Die zurück liegenden kalten Tage sind plötzlich ganz weit weg. Ich schöpfe Hoffnung, die Stimmung ist gut, ich erwische mich ab und zu beim Pfeifen: ...

Schweizer Kapitän

Bild
Ich glaub seit meiner pränatalen Phase habe ich nicht mehr so lange in der Embryonalstellung verharrt. Morgens hat's keine sieben Grad im Zelt. Die Feuchtigkeit kondensiert auf der kalten Bodenplane, sodass alles, was nicht schwebt, auf der Unterseite feucht ist. Heut weckt mich nicht der unverkennbare Klang eines geradverzahnten Baggergetriebes, sondern das Wummern eines Schiffsmotors. Direkt vor meinem Haus ist eine Schleuse. Ein Schweizer Kapitän wartet geduldig bis das Becken voll ist. Ich frühstücke und beobachte das "Spektakel". Der Betreiber der Schleuse ignoriert mich  während ich das Rad wieder rauswuchte. Los geht's, rein in die Pedale. Für ein paar Augenblicke ist es tatsächlich sonnig, kurz drauf schieben sich die Wolken wieder in den Vordergrund. Heute mal kein Nebel - dafür Regen. Schon am Vormittag hol ich das erste Mal das Poncho raus. Nach 30 km halte ich es bereits für sehr unwahrscheinlich, dass ich heute das "Soll" von 100 km schaffen wer...

Die Frage nach der Wahl des Startzeitpunkts

Bild
 ...ist eine berechtigte. Doch erstmal aufwachen. Ein Bagger knallt an meiner Garage vorbei und weckt mich. Er fängt ein Stück weiter an zu graben. Gestern war ich hundemüde, konnte aber lang nicht einschlafen. Ich muss mich wohl erst wieder umgewöhnen. Es ist bereits hell. Letztes Jahr habe ich mir immer den Wecker gestellt, um zusammengepackt zu haben, bevor es hell wird. Ich fühle, dass ich darauf keine Rücksicht mehr nehmen sollte. Ich frühstücke und wärme meine Klamotten vor. Der Bagger dröhnt. Noch bevor ich das Zelt öffne, stelle ich mir vor welcher Anblick sich mir auftun wird. Ich zögere aus genau diesem Grund. Reißverschluss auf: Nebelsuppe. Kennt ihr das Gefühl morgens nicht aufstehen zu wollen? Multipliziert es mit 1000. Ich muss gehörig mit mir kämpfen.   Wieso bist Du also nicht früher losgefahren? Noch ein paar Termine gehabt? 😅 Lisa ist am 9.11. nach Afrika geflogen, wir haben uns einige Tage davor nochmal gesehen. Zudem habe ich den Wetterbericht der klimatis...