Mehr Zeit

Es war im Dickicht zwar windgeschützt und das Gras weich zum Liegen, aber entsprechend feucht war es heute morgen. Nasskalt. Ich weiß gar nicht welche Reißverschlüsse ich an meinem Schlafsack noch weiter hochziehen soll. Dann geht die Sonne auf. Das Zelt packe ich tropfnass zusammen.
Start in den Tag mit einer Vorbeifahrt an Peniscola. Das hebt gleich die Stimmung 😅 Der Wind bläst immernoch kühl von den Bergen. Nach gut zwei Stunden gehe ich in einem Dorf einkaufen. Ich lehne mein Rad an die windabgewandte, weiße Wand des Ladens und spüre schlagartig wie warm die Sonne eigentlich ist!
Voll beladen mach ich kurz hinter dem Dorf eine Trocknungspause am Rand der dünn befahrenen Straße. Alles aufhängen, Zelt aufstellen. Es ist bald Mittag und so sehr ich die Sonne in den letzen zwei Wochen herbeigesehnt hab, ist mir jetzt gerade nach Schatten. Ich setze mich hinter meine am Baum aufgehängte Plane. Mittagessen und parallel Klamotten bzw. Zelt immer wieder umdrehen. Ich schmiere mir Sonnencreme ins eierschalen-weiße Gesicht. Nach gut einer Stunde habe ich das Gefühl, dass das Zelt zum ersten Mal seit meiner Abreise wirklich trocken ist.

 


Ich verstaue mein Zeug und begebe mich wieder auf die N-340 weiter der Sonne entgegen. Diese Straße verläuft von Barcelona bis Cadiz (mein Ziel) und wird wohl die nächsten Tage mein Begleiter sein. Wenn das mit der Straßenqualität so weitergeht wie bisher, bin ich zufrieden.
Die Markierung am Fahrbahnrand zählt die Reststrecke bis Cadiz runter. So bekomm ich ständig vor Augen geführt wie viele Kilometer noch auf meinem to-do pile liegen. Heute bin ich an der 1000 vorbei gefahren.

 


Am Nachmittag mach ich nochmal eine kurze Pause an der Stelle, wo sich Fabi, Robin und ich letztes Jahr zum ersten Mal zu dritt getroffen haben. Ich verschick ein Foto mit Grüßen.

Auf dem letzten Drittel fahr ich der flachstehenden Sonne entgegen und hoffe die Autofahrer können trotz dieser Herausforderung die Spur halten. Meine Warnweste hab ich hier ganztägig an. (In Frankreich haben ein paar Passanten schon Witze gerissen "oh, gilet jaune, hohoho!") Ich wil es aber dennoch nicht ausreizen.

In Almenara biege ich ab. Toll, wie mir die Sonne innerhalb weniger Tage am Abend spürbar mehr Zeit gibt. Vorbei an vielen Orangenplantagen, es riecht richtig lecker! Hier wird noch gearbeitet, dort ist alles eingezäunt. Ich fahr einen Hügel rauf, am Friedhof vorbei ins Grüne. Ich entdecke ein paar Picknickbänke und fahre an ihnen vorbei einen einladenden Waldweg hoch. Auf dem Plateau steh ich in einem Kiefernwald, in dem es auch hier und da verdorrte Kakteengerippe zu finden gibt. Ich spann meine Leine und hänge meine Klamotten auf wild entschlossen sie über Nacht hängen zu lassen. Kein Regen, endlich trockenere Luft - und angenehme Abendtemperaturen! Fantastisch! Die Venus leuchtet hell, die ersten Sterne tauchen auf. Ich sitze am offenen, schön auf 117°, Sonnenaufgang, ausgerichteten Zelteingang 😅 Ich freu mich!

 


 
Am nächsten Morgen

Kommentare

  1. Ich habe heute erst bemerkt, dass du wieder unterwegs bist. Erstmal alles binge-gelesen :). Ich feier deinen Blog! Gute Fahrt und immer genug Druck im Reifen!

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  2. Freut mich, dass Klima ordentlich wurde.

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