Größer-Als-Zeichen

Bis kurz vor Sonnenaufgang hab ich fast elf Stunden geschlafen. Abends merke ich richtig, dass ich ein paar Stunden am radeln war. 

Wenn letzte Nacht Wäsche draußen gehangen wäre, hätte ich sie morgens aus dem Gebüsch zusammenklauben können. Der Olivenbaum, in dessen Windschatten ich mich versteckt hatte, hat das Zelt mit dunklen Flecken gesprenkelt. Ich pack zusammen.

Heute sieht meine Etappe auf der Landkarte nach einem > aus.
Mit dem starken Westwind war die erste Tageshälfte schön zu fahren und auch optisch sehr ansprechend. 

 


In menschenleeren Dörfern hängt schon die Weihnachtsbeleuchtung und wartet drauf zum ersten Mal zum Einsatz zu kommen. Ich schraub mich den Berg hoch. Je nachdem in welche Richtung ich fahre, fühlt es sich manchmal so an, als würde mich eine Hand, so groß wie mein Rücken, nach vorne schieben. Wenn ich in einem Kreisel die dritte Ausfahrt nehme, muss ich mich zunächst in den ersten Teilbogen reinkämpfen und werd dann ab 90° zunehmend rausbeschleunigt. Anderherum, wenn ich den Berg runterrolle und sich die Straße in den Wind dreht, ist es, als ob jemand Gummibänder quer über die Straße gespannt hätte.

 


Mittags hat's 14 Grad. Ich mach eine Pause am Meer. Die Anwohner laufen mit dicker Jacke und Schal spazieren. (Gut, ich trage auch immernoch meine Wollkniestrümpfe.) Ein paar deutsche Touristen sind auch unterwegs.
 

Dann kommt der untere Arm des > kombiniert mit ständigem Rauf und Runter. Nach einem erklommenen Hügel schlagen mir am Hochpunkt Böen mit bis zu acht bft ins Gesicht. Bergauffahrt bei Gegenwind: Radfahrers Traum! 😄 Entsprechend zäh geht es voran.
 

Ich muss mich definitiv nach einem windgeschützten Schlafplatz umsehen, sonst mach ich heut Nacht kein Auge zu. Am Straßenrand, etwas vor Alicante, steht ein verlassenes Haus. Ich parke das Rad und seh es mir genauer an. Das komplette Dach ist eingestürzt und entsprechend viel Schutt liegt auf dem Boden verteilt. Ich könnte jetzt anfangen einen Bereich freizuräumen. Da aber (neben dem Dach) sämtliche Fenster und Türen fehlen, ist es auch nicht wirklich windgeschützt. Ich will grad weiterfahren, da entdecke ich etwas unterhalb die Grundmauern eines weiteren Gebäudes. Die Mauern sind fensterlos und ich schau mir die Westecke an. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass innerhalb des Gebäudes mittlerweile genau so viele Büsche wachsen wie drumherum, sodass ich das Zelt nicht aufstellen kann. Die nächste Option ist ein etwas weiter liegender Erdwall, auf dessen windabgewandter Seite ein ehemaliger Zufahrtsweg liegt. Das scheint mir hier die beste Wahl zu sein. Auf dem Hügel gegenüber, Richtung Osten, liegt ein Dorf und der Tunnel, den ich eben durchfahren habe.
Noch gut anderthalb Stunden bis Sonnenuntergang. Ich warte noch mit dem Aufstellen des Zelts. Die Abendsonne links und rechts von mir sieht zwar echt einladend aus, ist bei dem Wind aber keine Option.

 


Etwas später, die Sonne ist schon untergegangen, werde ich von rechts angeknurrt. Der Blick nach draußen zeigt einen ca. fünf Meter entfernt stehenden Hund. Oh nein - Moment mal, der trägt ein Halsband! Schon taucht sein Herrchen auf und leint ihn an. Keine weiteren Fragen 🙂

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ankunft

Schafe

POT - Der Film :-)