Lyon
Der Himmel war klar, die Nacht wieder kalt. Ich schlafe relativ lang und bin erst 0945 auf dem Rad. Die Wolken drängen sich penetrant in den Vordergrund, die Sonne lässt sich nur am Vormittag stellenweise erahnen. Auf der Tour muss ich mich scheinbar parallel zu den Kilometern auch mit den Temperaturen ausgehend von kleinen Werten erst hocharbeiten. Heute bin ich nur auf Landstraßen unterwegs, aber der Verkehr ist dünn. An einer Tanke raste ich und wechsle meine Kleidung. Ich wähle das Trikot, das am wenigsten feucht ist. Es ist wahrlich ein Kopf-an-Kopf-Rennen! Bald drauf könnte ich den Vorgang nochmal wiederholen. Ich lasse es aber, führt ja zu nichts. Mein oberer Rücken schmerzt, weil er nun tagelang feucht ist und vom Fahrtwind kalt geföhnt wird. Verspannungen machen sich breit.
Im Supermarkt werde ich an der Kasse gefragt, was "das" sei. -Mein Rucksack? -Nein, das, was am Rucksack befestigt ist. -Das ist meine Falt-Isomatte. Ob ich die aus dem Laden mitgenommen hätte.
Wahnsinn, was einem hier für eine Dreistheit unterstellt wird. "Achso klar, hab ich einfach mal an meinen Rucksack geschnallt. Hat mir gefallen und die Dinger standen gleich neben den Konserven, wie in jedem gut sortierten Lebensmittelladen." Wir sind doch hier nicht bei Tchibo 😂
Felix Lobrecht - Tchibos Konzept
Heute mach ich relativ viel Höhe, bevor es kurz vor dem Ziel etwas unter das Niveau des Tagesbeginns runter geht. Um 14:30 haben die Autos bereits ihre Lichter an. Die letzten Tage kam mir die Strecke wieder mal absurd und unbezwingbar vor. Und dann kommt man doch irgendwie in Lyon an. Keine Ahnung, was dazwischen passiert ist.
Das bringt mich auf eine Idee 🙂 |
Ich dachte in meinem Optimismus zwar, südlicher sollte es tendenziell etwas wärmer sein, doch der Wetterbericht prognostiziert wieder zwei Grad für die Nacht. Ungläubig schau ich auf das Display. Nicht schon wieder! Ich bin noch nicht so weit! Ich kapituliere vor dem, was mir das Wetter aufdrängt und schaue nach Unterkünften. Ich finde ein Zimmer für eine Nacht. Das Fahrrad kann ich bloß gut mit reinrollen. Ich würde es ungern in den "Suburbs" von Lyon vor dem Haus stehen lassen. In meiner Situation ist es so viel mehr, als ein altes Mountainbike. Klamotten waschen, duschen, essen, Blog schreiben. Die Aussicht auf eine Nacht im Bett! Morgen soll's Nordwind geben!
Also Rückenwind tschakka
AntwortenLöschen