Radwechsel

Ich wache früh auf und kann nicht mehr schlafen. Na gut, dann halt Frühstück. Anschließend gehe ich einen Stock tiefer zum Rad. Ich fang an es im verwaisten Frühstücksraum zu demontieren.
Zwei Stunden brauche ich bis das Vorderrad getauscht und alles neu verdrahtet ist. Ich bin drauf und dran nochmal loszuziehen, weil ich längere Schrauben brauche. Der Schnellspanner baut axial länger und kollidiert mit dem Frontgepäckträger. Ich entschließe mich den alten Spanner zu nehmen - passt. Rad dreht sich, Licht leuchtet.
 

Ich dusche und spaziere durch die Stadt. Hier kann man auch Wochen verbringen bis man einen nennenswerten Teil der Stadt kennen gelernt hat. Wieder fallen mir die nicht wenigen Männer auf, die mit einem Einkaufswagen voller Altmetall unterwegs sind. Der Regen wird stärker. 

Bereits am Abend steht alles unter der Wasser. Der Müll schwimmt in den Säcken der öffentlichen Mülleimer.

 


Nächster Morgen. Ich packe mein Zeug zusammen, dusche und wuchte Fahrrad und Gepäck ins EG. Das alte Laufrad stell ich vor dem Haus neben die Mülleimer. Nachdem ich nochmal hoch und wieder runter bin, um den Rest zu holen, ist es bereits nicht mehr da.
Los geht's um halb elf. Quer durch die Stadt, fast immer auf Radwegen, entlang unzähliger Kreisel. Es regnet immer wieder, der Wind pfeift. 

 


Circa 90 Minuten nach Start geht's wieder auf diese herrliche Serpentinenstraße entlang der Küste. Dort, wo ich letztes Jahr bei stahlblauem Himmel die Kurven runtergerollt bin, eiere ich heute bei strömendem Regen auf einer möglichst geraden Linie, weil ich meinen Reifen die Aufnahme größerer Querkräfte nicht zutraue. Die Straße steht unter Wasser, der Wind schiebt kleine Wellen über die Lachen. Kein Unterstand o.ä. zu finden. Ich fahre also weiter. In einem Städtchen finde ich endlich ein Vordach, unter dem ich pausieren kann. Der Regenradar sagt: bald vorbei. Ich esse, höre zur Stimmung passende Musik und warte.
 

Es wird tatsächlich heller. Ich steig wieder auf und - da ich völlig durchgeweicht bin - schnattere. Bloß gut bleibt die Sonne erstmal, sodass ich mich bald schon über eine warme linke Seite freuen kann.
 


Auch nach dem Regen bleibt alles unter Wasser. Hier und da liegen Palmenteile auf der Straße. Es mus hier richtig abgegangen sein.

 

Na dann viel Spaß beim Einsteigen 😅

Die Pfützen, fast Teiche, sind so tief, dass sich trotz meines Schmutzlappens am Vorderrad eine Fontäne Wasser über meine grad etwas trockener gewordenen Schuhe ergießt. Die Stadtverwaltung räumt die Straße frei, während die Polizei andere wegen Überflutung sperrt. Läuft dieses Jahr mit dem Wetter! 😂
 

Ich will noch durch Tarragona durch und dann am besten etwas Überdachtes finden. Im Industriegebiet südlich der Stadt ist wieder eine Straße gesperrt. Weil ich hinter Absperrung Autos sehe, fahr ich am vom Wind flachgelegten Zaun vorbei. Wenige hundert Meter später fließt ein Fluss über die Straße. Die Autos drehen davor um und Sonne ist grad im Begriff unter zu gehen. Ich will nicht umdrehen und schau mir das Wasser aus der Nähe an. Am tieferen Ende der Straße geht der Strom etwas in die Breite, ist also weniger tief. Ich dreh um, um Anlauf zu nehmen. Rein in die Pedale, Füße hoch und durch die braune Suppe rollen. Ich erreiche das andere Ufer 😄 Der "THW" Mann, der mich vermutlich schon hat stürzen sehen, freut sich mit mir.
Nur wenige hundert Meter später sehe ich rechts ein Vordach auf einem verlassenen. Betriebsgelände. Super! Gut, ist jetzt auch nicht die romantischste Gegend, aber immerhin trocken! Ich zieh ein.


 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ankunft

Schafe

POT - Der Film :-)