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Es werden Posts vom November, 2020 angezeigt.

Zieleinfahrt

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Der letzte Reisetag ist angebrochen. Ich wache noch immer zu meiner gewohnten Weckzeit automatisch auf. Meine mich sonst regelmäßig begleitende, bleierne Tagesmüdigkeit ist wie weggewischt. Ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal gegähnt habe. Im Regelfall ist die Antwort sonst immer: "vorhin" Am Morgen hat es heftigen Nebel. Ich zögere meine Vorbereitungen künstlich hinaus, in der Hoffnung, dass er sich etwas lichtet. Doch er bleibt und mit ihm das trübe Licht. Ich fahre weiter an der Landstraße, die bei Gegenverkehr nicht besonders viel Platz zwischen den LKW und mir bietet. Ich habe Lisas Stirnlampe um den Hals gehängt, sie leuchte nach hinten rot. Beim Geräusch der andonnernden LKW bereite ich mich manchmal gedanklich schon auf den Einschlag vor. Das ist heute mit Abstand das gefährlichste Stück der kompletten Tour gewesen. Noch kritischer, als morgens in Stuttgart mit dem Rad zur Arbeit 😅 Es sind noch knappe 80 km. Der Nebel hält sich beständig. Heute tropft kein S...

Überholen ist hier ein Thema

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Obwohl meine Klamotten gestern Abend nur wenige Stunden draußen hingen, war alles feucht. Auch noch am nächsten Morgen, nachdem ich alles im Zelt hatte. Beim Losfahren sehe ich den Grund dafür: auf der anderen Straßenseite ist ein See 🙈 Es regnet ein bisschen, der Himmel ist bewölkt. Enge Landstraßen führen auf langen Geraden wieder wellenförmig nach Westen.  Die Portugiesen überholen eindeutig anders als die Spanier. In Spanien hatte man wirklich das Gefühl, dass sie zumindest versuchen respektvoll distanziert vorbei zu fahren. Hier knallen sie an einem vorbei, dass die Armhaare wedeln. Oft erreichen mich die wenigen Autos, die unterwegs sind, vor einer Kuppe, sodass sie mit besonderem Elan rechts bleiben. Ich fahre durch große Korkeichenwälder. Viele Bäume sind geschält, der untere Bereich des Stamms ist dann dunkel rotbraun. Bauarbeiter am Straßenrand sind als völlig aus dem Häuschen, wenn ich vorbei komm 😊 "Companheiro" war eins der wenigen Worte, die ich verstanden hab...

Portugal

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 ...das (von mir) gelobte Land 🙂 Nachts fing es zu schütten an, der Lärm der Wassermassen hat mich geweckt. Ich liege im Zelt und traue meinen Ohren nicht. Das ist Regen?! Plötzlich legt die Intensität nochmals deutlich zu! Es klingt wie sich nie leerende Badewannen, die man über der Dachkante auskippt. Wenn das Geräusch nicht großflächig von drei Richtungen kommen würde, hätte ich gesagt, ich zelte neben einem Wasserfall. Ich denke wieder so Dinge, wie "wow, was für ein Glücksfall, dass ich das Dach gefunden habe!" Es ist einfach nur ein Dach und ich bin glücklich! Ich wäre sonst wahrscheinlich mit dem kompletten Zelt im Matsch davon geschwommen. Ich verabschiede und bedanke mich nochmals. Es regnet etwas, Poncho an. Weiter nach Westen, über Mérida nach Badajoz. Mein linkes Knie macht Zicken, aber sonst läufts gut. Ich genieße es, wie jeder einzelne Kilometer vor mir neu ist und jeder hinter mir womöglich für immer Vergangenheit bleiben wird. Mein Ziel zieht mich an, wie ei...

Schafe

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Gestern Abend war es (abgesehen von den Schafen) wieder sehr still. Aus ewiger Entfernung habe ich vereinzelt ein sich näherndes Auto gehört. Es kam aber ewig nicht. Es wird ganz langsam lauter. Ich warte und lausche. Es zieht sich. Ich fange an Zähne zu putzen. Das Geräusch der putzenden Borsten übertönt das Auto. Sehen tu ich aber auch nichts. Ich will gerade die Zahnseide um den Finger wickeln, da erscheint das Auto endlich vor mir.   Landschaftlich war das heute eine sehr schöne Etappe. Endloses Grün! Ich kam mir teils vor wie im Urwald. Bin wieder viel in Wellen gefahren, teils sehr steil bergab/bergauf. Am Ende des Tages sind es auch wieder 1,3 km Höhe. Kein Wunder tun mir die Knochen weh! Doch von vorne: morgens nach dem Start ist meine erste Aufgabe: 18 km der Straße folgen. Das bekomm ich hin! Der Asphalt ist grenzwertig, ich such ständig die beste Linie. Die Sonne scheint und wärmt den Rücken. Der Wind bläst ordentlich von Süden, ich fahre leicht nach links gelehnt. Ich f...

Heute hat irgendwas gefehlt...

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Ach ja, stimmt ja! Haltet Euch fest! Sage und schreibe ein Tag ohne platten Reifen! Die Nacht im Bungalow war nicht viel wärmer als im Zelt. Das Gebäude war völlig durchgekühlt. Die Rezeptionistin hatte mir noch einen mobilen Heizkörper vor die Tür gerollt. Der lief die ganze Nacht am Fußende meines Betts auf Pmax. Hat so mittel geholfen. Am nächsten Morgen fahr ich erst um 10 Uhr los, draußen ist es immernoch ausreichend kalt. In Ciudad Real geh ich zum Decathlon und kaufe Schläuche. Draußen treffe ich auf einen Radfahrer, der mich spanisch zutextet. Ich sage ihm, dass ich ihn leider nicht verstehe. Er wechselt ins englische: "where do you come from?" und zeigt auf mein Rad. Auf meine Antwort zollt er mir auf seine Art Respekt: er packt sich massiv in den Schritt, lacht und betritt breitbeinig den Laden. Da ich mich in der Stadt befinde, gehe ich auch gleich einkaufen. Ich pack den Rucksack voll: 27€. Das wäre für mich in Deutschland ein Wocheneinkauf kurz vor den Feiertagen...

Hochpunkt

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Die Sonne scheint durch den glaslosen Fensterrahmen und weckt mich. Ich mach das Zelt auf, mein Atem dampft in die Sonne. Auf den Feldern liegt Reif.    Es widerstrebt mir mit den kalten Händen kalte Dinge anzufassen. Leider ist aktuell genau das deren einzige Aufgabe. Ich frühstücke mit Handschuhen. Die Fahrradklamotten, die auf der Leine hingen, steck ich mir zum Vorwärmen unter meine Jacke (schon wieder fühle ich mich an die Arbeit erinnert 🙈) Ein Glück kein Nebel, ein Glück geht es bergauf! Ich lege immer eine Hand auf den Rücken, damit sie wärmende Sonnenstrahlen abbekommt. Meine Hände sind verflucht kalt. Mein rechter Ringfinger fühlt sich geschwollen an, als ob er gestaucht wäre. Ein Bergziegenbock mit mächtigen Hörnern quert vor mir die Straße und springt rechts in die Berge. Kurz drauf sehe ich am Straßenrand einige Bergziegen beim frühstücken. Nach einer Stunde komme ich in ein Dorf, eine Bäckerei hat geöffnet. Ich kaufe Brot und mache übertrieben lang Smalltalk, um...

Die bisher kälteste Etappe

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Ich wache - auf 600 m, 2°C, Nebel. Zum Einstieg geht es steil bergauf. Nach einiger Zeit werde ich warm, bin kurz davor, die Jacke etwas aufzumachen. Gleichzeitig sind Hände und besonders die Füße steif vor Kälte. Wenn mir jemand sagen kann, wie ich meine Körpertemperaturen etwas besser in Einklang bekomme, freu ich mich massiv über Hinweise. Das hätte einen gewissen impact auf mein Leben! Ich komme auf ein Plateau und folge der Landstraße. In den ersten anderthalb Stunden sehe ich sechs Autos. Ich biege auf einen Schotterweg ab. Ich rüttle bergab. Plötzlich bricht mein Frontgepäckträger und kippt nach vorne auf den Boden. Gut - dass der es nicht unbedingt machen würde, habe ich schon vermutet. Mein Tipp wären allerdings die Schweißnähte gewesen. Tatsächlich ist der obere Bügel, die Verbindung zur Gabel, abgebrochen. Klarer Schwingbruch. Jetzt müssen es zwei Kabelbinder bis Lissabon richten. Ich rüttle weiter. Der Nebel hält sich penetrant. Um 11 Uhr hat es immerhin 5°C, zur Mittagszei...

Die bisher anstrengendste Etappe

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...und dass nicht nur, weil heute 1,7 km Höhe zu machen waren, sondern weil komoot wieder ein paar "Bonus-Tracks" für mich bereitgehalten hat. Doch eins nach dem anderen.  Der Wecker klingelt, ich packe meine Sachen und schleiche durch die dunkle Wohnung. Auf der Klingel ist ein Licht-Symbol abgebildet, es ist aber tatsächlich die Klingel. Ich klingle also nochmal schön alle wach bevor ich die Wohnung verlasse 🙈 Ich fahre durch einen menschenleeres Valencia. Der Stadtrand liegt gerade hinter mir da habe ich mal wieder -na, was?- einen Platten. Auch Schwalbe hat versagt. Ich schaue mir den Schlauch genau an und sehe auch hier einen Riss. Auf der Innenseite. Ich prüfe nochmals das Laufrad und kann beim besten Willen keine Ursache für den Riss finden. Ich tausche also den Schlauch und bin froh gestern den Fahrradladen gefunden zu haben. Beim wieder Aufstellen des Rads, stell ich fest, dass das auf-dem-Kopf stehen dafür gesorgt hat, dass mein km-Stand am Tacho resettet wurde. W...

Valencia

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  Die Nacht war windig und daher überraschend zapfig. Wir bauen gerade unsere Zelte zusammen, da stößt Fabi aus Wetzlar zu uns. Etwas jünger als ich, ähnliche Story. Robin und er hatten sich schon kennen gelernt und ich hatte -wie schnell klar wurde- ihm hinter Barcelona bereits über die Straße gewunken. Wir "kannten" uns also auch schon irgendwie. Also heute zu dritt nach Süden. Wir fahren gemütlich weiter an der Landstraße entlang, auf der wir schon gestern zu zweit gefahren sind. Robin hat an seinem Rad vorne und hinten einen Fahrradständer. Meiner hielt nicht mehr. Der von Fabi lässt auch langsam nach. Es werden Witze gemacht. Wir füllen unsere Reifen an der Tanke auf. Ich habe mit 4 bar den geringsten Druck auf der Hinterachse. Ein paar Kilometer weiter frage ich in einem Restau nach Wasser. Anders als in Katalonien haben die hier geöffnet. Der Wasserhahn ist kaputt. Ein paar Kilometer weiter finden wir eine Tankstelle, die einen Außenwasserhahn hat. Wir "tanken...

Etappe zu zweit

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Gestern habe ich auf meiner Strecke Robin eingeholt, ein -wie er sich selbst bezeichnet- "Premiumobdachloser", der mit dem Rad seit einem Dreivierteljahr unterwegs ist und von Schweden bis Griechenland alles beradelt hat. Wir verstehen uns gut und ich merke bald, dass es mir gefehlt hat, mich zu unterhalten. Ich texte ihn also massiv zu und seine blutenden Ohren sprechen eine deutliche Sprache. Da wir das selbe Etappenziel haben, fahren wir gemeinsam weiter. Die Nacht verbringen wir in einer Orangenplantage. Ich hatte ihn darum gebeten, den Schafplatz so zu wählen, als ob er alleine wär. Ich wollte lernen, wie und nach welchen Kriterien andere Menschen in ähnlicher Situation entscheiden. Da wir uns auf Privatbesitz befinden, bin ich etwas angespannt. Er nicht im entferntesten. Der zur Plantage gehörende Hund hört eine Stunde lang nicht auf zu bellen, wird aber nicht von der Kette gelassen. Für den nächsten Tag entschließen wir uns die Tour so zu gestalten, dass wir ein Örtche...

Was für ein Kontrast zu gestern!

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Ich starte den Tag mit Barcelona. Sehr viel Verkehr, aber überall gute Radwege. Ich bin einer von sehr vielen Radfahrern und schwimme mit den anderen durch die Stadt.  Die Autofahrer scheinen es gewohnt zu sein, dass sie ab und zu Radfahren interagieren und schauen deshalb erst in beide Richtungen, bevor sie einen Radweg kreuzen. In Deutschland kenn ich es so, dass sie es in umgekehrter Reihenfolge tun. Kurzer Stop in einer Bäckerei und Picknick auf einer Bank in der Sonne. Südlich von Barcelona fahr ich auf einer wunderschönen Küstenstraße, die sich in zwei Dimensionen am Meer entlangwindet. Die Sonne scheint, der Himmel ist stahlblau, ich lege nicht zuletzt der Höhenmeter wegen sukzessive Kleidung ab. Noch nie habe ich im November so ein Wetter genießen können.    Die mir entgegen kommenden Rennradfahrer grüßen, einer ruft "vamos!" und grinst. Aus Deutschland kenn ich das anders: wenn einem dort ein Rennradfahrer im schicken Trikot entgegenkommt und man selbst nicht auc...

Landschaft - geht so

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Gestern Nacht, ich liege lesend im Zelt, kam plötzlich ein Tier auf mich zugerannt. Die Bewegung klang so dynamisch, dass ich erst gar nicht sagen konnte, ob es ein Tier oder gleich mehrere waren, ob Hufe oder Pfoten. Es umkreist mein Zelt und als ich ein Knurren vernommen hab, wusste ich (mit einiger Sicherheit), dass es sich um einen Hund handeln musste. Ich natürlich in Habachtstellung im Zelt. Puls war da. Der Hund ging dann aber wieder und kam auch nicht mehr. Nächster Morgen, Zelt auf, frühstücken und beobachten wie die Grautöne langsam Farbe bekommen. Der Wetterbericht hat für heute "lebhaften" Rückenwind versprochen. Guter Dinge steige ich also in die Pedale. Es geht erstmal lang bergauf. Im Straßengraben liegt das Fell eines Hundes, an dessen Ende ein Gebiss zu sehen ist. Es riecht überall nach reichlich gedüngten Feldern. Entgegenkommende Radfahrer grüßen freundlich, ein Passant ballt ermutigend die Faust. Hab heute fast einen Kilometer Höhe gemacht. Ein beachtliche...

Spanien ☺️

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Die Nacht war entspannt. Wieder war ich schon vor dem Wecker wach. Gefühlt ist der heutige Auftakt schon ewig her. Nachdem mich die Route direkt am Strand auf einen sandigen Weg führen wollte, nehme ich einen Umweg zugunsten guter Straßenverhältnisse in Kauf. Ich hab von gestern noch genug von den offroad-Eskapaden. Es geht auf dünn befahrenen Straßen lange geradeaus. Heute finde ich sogar mal einen Mülleimer nach weniger als fünf Kilometern. Ich fahre parallel zur Bahnlinie Richtung Süden. Ab und zu scheuche ich passiv riesige Starenschwärme auf, die bis zu meiner Ankunft dicht gedrängt auf der Oberleitung sitzen. Wahnsinn, was so viele Flügel für einen Lärm machen. An einem Anstieg kommt Nebel auf. Die bis dahin milde Luft wird frischer, ich ziehe den Reißverschluss meiner Jacke zu. Da es Sonntag ist und die Läden nur vormittags geöffnet haben, geh ich bei der ersten Gelegenheit einkaufen. An der Kasse werd ich gefragt, welche Sorte Äpfel ich da genommen habe. Ich wüsste nicht mal di...

Weiter im Text

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Heute morgen bin ich aufgebrochen, um meine Tour gen Süden fortzusetzen. Die ständige Im-Bett-Schlaferei ist mir schon etwas zu spießig geworden 😅 Kurz vor 8 sitze ich auf dem Rad. In Minute fünf bin ich gleich mal an der Gendarmerie vorbei gefahren, vor der diverse Wachmänner standen und mich angeglotzt aber nichts gesagt haben. Jetzt bin ich wirklich wach! Wieder gehts durch verwaiste Küstenorte und am Meer entlang. Es spielt überhaupt keiner Rolle ob ich Kreisverkehre im oder gegen den Uhrzeigersinn durchfahre, weil niemand da ist, mit dem ich kollidieren könnte. Die Achilles ist noch nicht ganz in Ordnung, aber ich versuche schonend zu fahren.     Wtf?! Was für eine Art Campingplatz ist das? Eine Menge offroad-Passagen sind heute dabei. Was komoot alles als Radweg durchgehen lässt... Meine Toleranzgrenze ist überschritten, als ich durch abgesperrtes Sumpfgebiet geführt werde. Nachdem ich mich in Wasserlöchern mehrfach haarscharf lang gemacht hab, bleibt mein Rad unvermitt...

Ruhepause

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Ich bleibe also noch ein paar Tage. Der Arzt, den ich gestern Nachmittag sprechen konnte, hat mir ein Ibu-Gel verschrieben und etwas Ruhe empfohlen. Das Airbnb liegt in einer ruhigen Wohngegend, erinnert mich etwas an die Nachbarschaft von Walter White. Ich parke mein Rad in der Garage, die Gastgeberin weist mich in die Gepflogenheiten des Hauses ein und ich beziehe mein Zimmer im ersten Stock. Es befinden sich zwei weitere Männer im Haus, von denen ich noch nicht weiß, in welchem Verhältnis sie zu der Frau stehen. Einer ist aus Paris, der andere ist Holländer. Der Einrichtungsstil der Wohnung ist, ich nenne es mal: unübersichtlich. Es riecht nach Hund. In meinem Zimmer stelle ich fest, dass es akustisch nicht den geringsten Unterschied macht, ob meine Zimmertüre komplett offen oder geschlossen ist. Die Decken scheinen in einer ähnlichen Qualität ausgeführt zu sein. Ich bin ungewollter Teilnehmer des Telefonats zwischen Mutter und Tochter, das in der Küche stattfindet. Ich schalte den ...

Das Hotelfrühstück

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Ich wache bereits eine halbe Stunde vor dem Wecker, der um 0650 geklingelt hätte, auf. Wie ein nachtaktives Haustier, das z.B. nach draußen möchte und einen deshalb verlässlich weckt, registriert mein Magen, dass der Blutzucker die Meldeschwelle erreicht hat und schickt das Signal "Hunger" ans Gehirn. Schlagartig funktioniert Schlafen nicht mehr. Ich rufe also die Dame des Hauses an, sie liest wie versprochen die Liste der Frühstücksoptionen runter und ich setze mit Ausnahme "jambon" überall mein akustisches Häkchen. Ich entschuldige mich dafür, dass ich ihre teilweisen Entweder-Oder-Angebote taktlos als Und-Verknüpfungen "missverstanden" habe. "Ah si si, les deux vont bien!" 😅 Kurz darauf klopft es an der Tür, sie steht mit einem Tablett davor. Ob des Anblicks ahne ich, dass mein Magen strahlt und buche euphorisch-impulsiv noch eine weitere Erholungs-Nacht. Beim Laufen habe ich nun schon eine leichte Schonhaltung eingenommen. Ich habe mir fest ...

Pferdefutter

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Letzte Nacht hat es geschüttet wie aus Eimern! Immer wenn ich der Meinung war, so krass kann es eigentlich gar nicht regnen, hat es nochmal zugelegt. War ich froh über das Dach! Doch bevor es allerdings zu Schütten begann fährt ein Wagen vor und hält einen Meter vor meinem Zelt. Der Motor bleibt an, die Scheibe geht runter. Ein Ehepaar sitzt drin. Ich erzähle ihnen meine Geschichte, sie meinen, sie seien Freunde des Besitzers und wollen eigentlich nur etwas Pferdefutter für das nebenan stehende Pferd holen. Direkt neben mir standen offenbar zwei Mülltonnen voller Pferdefutter. Der Mann schaufelt. Bezüglich des Übernachtens: "Pas de soucis"!   Am Morgen regnet es immer mal wieder für eine Minute und hört dann wieder auf. Wieder mal balanciere ich über Kilometer meinen Müll auf dem Lenker bis ich die erste Tonne finde. Als weit und breit einziger Verkehrsteilnehmer fahre ich Regenwurm-Slalom. Die Teile sind hier riesig, 40 cm sind keine Seltenheit. Btw, auch Anzahl und Größe de...

Bad Asphalt Day

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Heute war definitiv Bad Asphalt Day! Mein Bad Hair Day (den ich zur Zeit wegen des Helms recht konsequent habe) war bisher nichts dagegen. Ich packe also meine nassen Sachen zusammen und fahre los. Wie sich in den ersten 5 Minuten zeigt, habe ich neben einem AKW genächtigt. Ein Glück war ich flußaufwärts baden 😅 Die Straßenverhältnisse sind wie gesagt bescheiden und ich rüttle nach Süden. Vorbei an Burgen und Schlössern, über schöne und aufregende Brücken und durch tiefe Wälder.   Es riecht nach Kräutern und Pinien. Auf einem Markt kaufe ich Proviant und mache eine Mittagspause in der Sonne: Essen, Entspannen, Sachen trocknen. Mein Zelt stelle ich nochmal auf und drehe es alle paar Minuten um 90 Grad. Meine Klamotten liegen verteilt auf den Felsen.   Ich fahre weiter. Es folgen einige fiese Anstiege, der Wind bläst kräftig. Gegen Ende des Tages geht es nochmal einige Kilometer bergauf, bevor ich dann anschließend "zur Belohnung" ins nächste Tal rollen kann. Das reicht für...

Tag sieben

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Am Morgen steht dichter Nebel über den Wiesen. Ich versuche das Zelt solange nicht zu verlassen bis es unvermeidlich wird. Es ist kalt und meine steifgefrorenen Finger sind wie Hannes Klammern nur noch zu binären Funktionen in der Lage - auf/zu. Das Rad zu packen wird zur Herausforderung. Ich fahre los. Der Nebel bildet bald ein Wellenmuster auf den Falten meiner Kleidung. Ich habe die kalte Nacht im Freien verbracht, weil der Wetterbericht wärmende Sonne am Morgen versprochen hatte. Die wollte ich eigentlich zum Auftauen nutzen. War wieder nichts. Der direkte Blick ins Zentralgestirn ist leicht möglich, weil es aufgrund der Kubikmeter Wasser in der Luft kaum am Himmel zu orten ist. Meine Achilles schmerzt, ich stelle den Sattel wieder etwas tiefer, um mehr über die Ferse zu fahren. Ich nehme das Tempo zurück. Gegen 10 Uhr bricht der Nebel endlich auf und ich kann mich endlich etwas aufwärmen. An einem schönen Plätzchen am Flußufer mache ich Rast und hänge meine klammen Sachen auf. Ich...