Spanien ☺️

Die Nacht war entspannt. Wieder war ich schon vor dem Wecker wach. Gefühlt ist der heutige Auftakt schon ewig her. Nachdem mich die Route direkt am Strand auf einen sandigen Weg führen wollte, nehme ich einen Umweg zugunsten guter Straßenverhältnisse in Kauf. Ich hab von gestern noch genug von den offroad-Eskapaden. Es geht auf dünn befahrenen Straßen lange geradeaus. Heute finde ich sogar mal einen Mülleimer nach weniger als fünf Kilometern. Ich fahre parallel zur Bahnlinie Richtung Süden. Ab und zu scheuche ich passiv riesige Starenschwärme auf, die bis zu meiner Ankunft dicht gedrängt auf der Oberleitung sitzen. Wahnsinn, was so viele Flügel für einen Lärm machen. An einem Anstieg kommt Nebel auf. Die bis dahin milde Luft wird frischer, ich ziehe den Reißverschluss meiner Jacke zu. Da es Sonntag ist und die Läden nur vormittags geöffnet haben, geh ich bei der ersten Gelegenheit einkaufen. An der Kasse werd ich gefragt, welche Sorte Äpfel ich da genommen habe. Ich wüsste nicht mal die deutsche Bezeichnung, die französische gleich zweimal nicht. Der Herr hinter mir an der Kasse mischt sich hilfreich ein.

Weiter Richtung Perpignan, wo ich auf einer Bank in der Sonne pausiere und meine Einkäufe verschlinge. Man wünscht mir guten Appetit. Ich hab noch nie einen kompletten Camembert kombiniert mit einem ebenso kompletten Baguette gegessen 😃 Dazu einen Apfel und ein Pfund Joghurt. Es ist richtig warm geworden, der Käse zerläuft in der Sonne. Bevor es mir gleich ähnlich geht, pack ich meine Jacke weg und fahr zum ersten Mal kurzärmelig.



Irgendwann tauchen die Pyrenäen am Horizont auf, ich gewinne langsam an Höhe. Auf einer Nebenstraße wird's dann richtig steil und ich mäander mich nach oben. 



Meine Oberschenkel schreien nach Zucker. Ich komme zurück auf die Hauptstraße, deren Seitenstreifen ich gut nutzen kann. In einem kleinen Dorf scheine ich den Hochpunkt erreicht zu haben, es geht ins Rollen über. Kurz drauf komm ich an die spanische Grenze. Zu diesem Zeitpunkt bin ich der einzige Verkehrsteilnehmer in dieser Richtung. Grenzbeamte mit Gewehren stehen auf der Straße und lassen mich unbehelligt passieren. So rolle ich also nach Spanien. Ein tolles Gefühl! Was ich eben mühsam mit ca. 7 km/h hochgezuckelt bin, kann ich jetzt völlig kraftfrei mit fast 50 wieder runterrollen. Super Sache, diese Umwandlung potentieller Energie ☺️ An einer Tanke korrigiere ich den Reifendruck. Wenn ich geahnt hätte, dass ich die Reifen so schnell "leerfahre", hätte ich das bereits vor dem Aufstieg gemacht. Vorne hat knapp, hinten gut ein bar gefehlt. Die leicht abschüssige Straße sorgt in Kombination mit den aufgepumpten Reifen für ein zügiges Vorankommen. Es läuft super! In einem Dorf entdecke ich einen Wasserhahn, "tanke", erfrische mich und nehme Kohlenhydrate zu mir. Es sind aufällig viele Menschen unterwegs, die fast ausnahmslos freundlich grüßen. Eine ältere Dame hat noch etwas hinzugefügt, ich gebe ihr zu verstehen, dass ich leider nicht folgen kann. Sie grinst und läuft weiter. 

Die Sonne versteckt sich hinter den Wolken am Horizont. Jetzt wirds Zeit für die Schlafplatzsuche. In einem kleinen Wäldchen wenige Kilometer weiter werde ich fündig. Same procedure as every day: Sachen auspacken, Klamotten aufhängen, Zelt aufstellen, waschen, essen. Zum ersten Mal auf dieser Tour ist es wirklich dunkel. Wenn ich drei Meter vom Zelt weglaufe und zurück schaue sehe ich - nichts. Ich denke, genau wie gestern werde ich bereits deutlich vor 21 Uhr schlafen 🙈

Kommentare

  1. Hallo Patrick! Tolle Erlebnisse die du da hast. Deinen Blog zu lesen ist ein Hochgenuss. Du schreibst so lebendig und mit vielen Details und Eindrücken. Toll! Das Thema mit Komoot am Fahrrad kenne ich (leider) auch. Manchmal ist es sehr interessant was das Programm als Radweg interpretiert und was nicht. Hab da auch schon meine Erfahrungen machen dürfen. Ich benutze zwischenzeitlich andere Alternativen..... Bleib gesund und hab weiterhin viel Spaß. Jetzt wird Spanien erobert. Du bist jetzt quasi ein "Konquistador" :-) Liebe Grüße Thomas S

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  2. Hallo Patrick mit c
    Nichts für ungut aber bei dem Radbild hängt Dir Dein Gemächt 😱 bis ins vordere Kettenrad🤣.
    Aber, immerhin, Du fährst mit dem Fahrrad nach Spanien, in das Land der Pommeronen und Zitranzen.... äähh Pommeranzen und Zitronen... hihi. Fetten Respekt für diese Leistung.🤘

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