Etappe zu zweit

Gestern habe ich auf meiner Strecke Robin eingeholt, ein -wie er sich selbst bezeichnet- "Premiumobdachloser", der mit dem Rad seit einem Dreivierteljahr unterwegs ist und von Schweden bis Griechenland alles beradelt hat. Wir verstehen uns gut und ich merke bald, dass es mir gefehlt hat, mich zu unterhalten. Ich texte ihn also massiv zu und seine blutenden Ohren sprechen eine deutliche Sprache. Da wir das selbe Etappenziel haben, fahren wir gemeinsam weiter. Die Nacht verbringen wir in einer Orangenplantage. Ich hatte ihn darum gebeten, den Schafplatz so zu wählen, als ob er alleine wär. Ich wollte lernen, wie und nach welchen Kriterien andere Menschen in ähnlicher Situation entscheiden. Da wir uns auf Privatbesitz befinden, bin ich etwas angespannt. Er nicht im entferntesten. Der zur Plantage gehörende Hund hört eine Stunde lang nicht auf zu bellen, wird aber nicht von der Kette gelassen.

Für den nächsten Tag entschließen wir uns die Tour so zu gestalten, dass wir ein Örtchen namens Peníscola passieren 😅 und dann im Anschluss durch einen Nationalpark fahren. 



Die Bodenbeschaffenheit im Park ist zwar nicht so fahrradfreundlich (bis zum Mittag haben wir gerade 35 km), dafür ist das, was dem Auge geboten wird, umso schöner! Es geht steil bergauf und in Serpentinen bergab. Einige Radfahrer kommen uns entgegen, Daumen gehen nach oben. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass mein Rad das klaglos mitgemacht hat. Mitten in dieser Wildnis stehen versprengt ein paar Häuser, davor menschenleerer Strand und ich denke mir "ich will auch!"
 

Nach der Mittagspause in der strahlenden Sonne gehts zurück auf unsere ursprüngliche Route, die sich in langgezogenen Wellen nach Südwesten zieht.
Bei Kilometer 1750 habe ich hinten einen Platten. Ich halte mich mit regelmäßigen Aufpumpen über Wasser bis wir unser Lager aufschlagen. Kurz noch was einkaufen (zur Feier des Tages eine Cola) und dann ins nahegelegene Gewerbegebiet. Wir fahren an unfassbar großen Hallen vorbei, in denen man spielend mehrere A380 parken könnte. Direkt dahinter unberührte Natur. Wir schieben die Räder ein paar Meter durchs Gras und ich beginne mit dem Wechseln des Schlauchs. Bei der Gelegenheit kann ich auch das Laufrad etwas von der Lehmschicht befreien.
Zelt aufschlagen, essen, waschen, schlafen. Morgen gehts nach Valencia.

Kommentare

  1. Valencia schon bald, ist ja der Hammer....schön, daß Du mal jemand zum Reden
    gefunden hattest...man kann von allen was lernen & abschauen...weiterhin gute
    Fahrt...hier wird es jetzt kalt...schick ein bißchen Sonne!!

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  2. Bin immer wieder überrascht über deine tägliche Distanz. Wahnsinn.
    Wenn Dir der Nationalpark so gut gefallen hat kann ich Richtung Malaga den hier auch empfehlen: Sierras de Tejeda, Almijara y Alhama Natural Park. Wunderschöne Gegend, allerdings sehr bergig. Wir sind damals mit dem Auto von Otivar nach Granada gefahren und haben ein paar Abstecher mit dem Geländewagen ins Gelände gemacht. Genieß das frische Obst in Südspanien und gönn dir mal eine erfrischende Cherimoya. Witzige Frucht, die schmeckt wie eine Mischung aus Birne und Kiwi. Allzeit gute Fahrt!

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  3. Hallo Patrik mit c
    Könnten wir tauschen? Bin bis jetzt in einer Telko zum Getriebe gesessen anstelle von Dir 😵, hast Du ein Glück.
    Erstaunlich das Du erst bei KM1750 einen Platten hast, was fährst Du für Reifen? Wurden die von katalytischen Konvertern konstruiert?

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  4. Mega gut. Ich freue mich über jeden neuen Blogeintrag, den du schreibst. Schön, dass du mal jemanden zum Quatschen gefunden hast. Und du bist jetzt schon weiter geradelt als ich in den letzten 18 Monaten. Respekt!

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