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Es werden Posts vom April, 2021 angezeigt.

Ich pack die Handschuhe aus

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Ich bewege mich stückweise nach Norden. Durch das schöne Valle del Jerte, was das Kirschenzentrum Spaniens zu sein scheint. Leider bin ich etwas zu früh dran. Es geht in die Berge. Ich versuche mich wo immer möglich auf Schnellstraßen zu bewegen. Die sind wenig befahren und haben meist einen breiten Seitenstreifen. Die Dörfchen, die ich durchfahre machen teils einen desolaten Eindruck. Wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich annehmen, ich bin in der fernen osteuropäischen Prärie. Hier ist überall das meiste dicht. Ich sehe mehr verlassene Tanken als betriebene. Unzählige eingefallene Dächer, heruntergekommene, vermooste Häuser, zugemauerte Fenster und Türen. Ganze Siedlungen sind eingezäunt, zerfallen und werden von der Natur zurück erobert. Einmal schlafe ich neben einem Sportplatz hinter einer hohen Mauer, die genau richtig steht, um mich vor dem Wind zu schützen, mal in einem kleinen Waldstückchen, wo ich der bisher größten, in freier Wildbahn gesehenen Schlange begegne. Die N...

Widerstand

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Ich hab mich richtig wohl gefühlt an meinem Schlafplatz und gut geschlafen.    Ich freu mich über den vorhergesagten Wind, der mich mit Böen bis 6 Bft von schräg von SO nach Norden schieben soll. Kurz nach dem Losfahren muss ich feststellen, dass der Wind von NO kommt und mich massiv am Vorankommen behindert. Echter Gegenwindtag! Es ist bewölkt und windchillig kühl. Ich werde bis zum Mittag nicht richtig warm. Was natürlich nicht heißt, dass ich nicht trotzdem massiv transpiriere, was die Situation in nassen Klamotten nicht gerade verbessert. Kurz nach 12 kommt die Sonne etwas raus. Ich finde einen einigermaßen windgeschützten Platz, wo ich mein Zelt aufstelle und es zusammen mit meinen Klamotten trockne. Ich muss trotz des Windschutzes (zwischen einem Hügel und einem Felshaufen) einen schweren Stein ins Zelt legen, damit es keine Beine bekommt. Ich esse auf den Felsen sitzend, die leider weniger sonnengewärmt sind, als ich mir das gewünscht hätte. In den wenigen Dörfern, die ...

They see me rollin'

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...das Lied ging mir heute immer durch den Kopf 😂 Ich habe gut geschlafen, frühstücke im Bett. Um 12 muss ich auschecken. Ich gehe zur Rezeption und frage nach der Rechnung. Das Zimmer war günstig, allerdings kommt der Wäscheservice auf ein Drittel des Zimmerpreises 😳 Trotzdem klare Empfehlung für das Hotel Oasis! (falls ihr mal in der Gegend seid) Die Rezeptionistin ist sehr nett und fragt, ob ich einen Kaffee möchte. Ich bejahe und sitze kurz drauf mit meinem Kaffee im neben der Lobby befindlichen Bistro. Plötzlich steht sie mit einer Freundin neben mir: Kanadierin, spricht entsprechend einwandfreies Englisch plus Spanisch und dolmetscht für uns. Sie holen sich auch Kaffee und wir gehen zurück in die Lobby, wo ich freundlicherweise gute Tipps für meine weitere Reise bekomme. Meine Ersatzteile, die "morgens" geliefert werden sollten, sind um halb eins da. Ich scheine noch etwas Zeit zu haben. Folgerichtig gehe ich kurz drauf ins Restaurant neben dem Bistro und esse lecker...

Das Fahrradgeschäft

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Am Abend habe ich akustisch den Eindruck als wäre ich im Vogelhaus in der Wilhelma. Hier scheint die Natur noch weitgehend in Ordnung zu sein. Die geringe Bevölkerungsdichte hilft vermutlich. Auch Insekten sind in rauen Mengen unterwegs und springen/krabbeln auf mir oder meinem Zelt herum. Ich wache auf. Es ist bewölkt, feucht und kühl. Ein schöner Kontrast zu den Morgenstunden auf den Kanaren! Ich löffle Müsli und muss mich motivieren, diesen Tag (mit Schieben) zu beginnen. Ich packe das Zelt klatschnass zusammen und mache die letzten Kilometer bis nach Jerez de los Caballeros, der Kleinstadt, in der es den Fahrradladen geben soll. Am Ortseingang weist mich ein entgegenkommender Rennradfahrer drauf hin, dass ich rechts laufen solle. Ich habe überhaupt keine Zeit zu reagieren und hätte im Fall ausreichender Zeit - nicht reagiert. Ich frage ich einen Mann, der gerade Stühle aus einem Café in einen LKW lädt, nach dem Fahrradladen. "Es complicado" Seine Wegbeschreibung ist sehr...

Mal was anderes

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Es wird langsam hell, leichter Regen setzt ein. Ich kenne jemanden, der sein Zelt heute Mittag nochmal aufschlagen wird. Ich stehe auf und gehe im benachbarten Laden einkaufen. Morgens um 9 wird hier wohl nicht sehr gern eingekauft. Die Gänge sind leer.  Nach 12 Kilometern biege ich nach Norden auf die nächste Schnellstraße ab. Der Verkehr ist dünn. Hoher Anteil an Viehtransporten. Ein schmaler Seitenstreifen für mich. Etwas später stell ich fest, dass ich sinusartig eingebremst werde. Ich checke das Hinterrad. Es ist noch eine Speiche gerissen und eine Acht hat sich infolgedessen schon ausgebildet. Also hab ich jetzt ca. 30 km mit einer fehlenden Speiche gemacht. Die Felge liegt im Bereich der defekten Speichen am Bremsschuh an und verzögert meine Fahrt kurzzeitig alle zwei Meter. Ich öffne die Hinterradbremse, damit die Acht durchpasst. An der Stelle muss ich meine Aussage von Tag sieben richtigstellen: "wenn etwas bricht, dann in einer Rinne oder Delle, die ich unkonzentriert d...

Es hat "pling!" gemacht

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  Bin spät losgekommen, da ich mein Zelt gleich morgens getrocknet hab. Zurück zur Straße und weiter nach Norden zum nächsten Grenzübergang. Die Grenze ist tatsächlich dicht. Ich muss zugeben, ich bin etwas überrascht. Während auf der Seite des AA das Ende der Grenzsperrung auf 18. April datiert ist, sagt mir der Grenzbeamte mindestens 30. April. Er entschuldigt sich dafür. Es tut mir leid, ich bin immer wieder überrascht wie nett die hier sind 🤗 Weiter nach Norden entlang der Grenze. Gleiches Bild wie gestern: ich bin fast alleine, links und rechts alles eingezäunt. Viele Tiere dahinter: Schafe, Kühe, Ziegen, Pferde, Schweine, ...oh ja und unzählige Störche (nicht eingezäunt 😅) Auf bald jedem größeren Mast sitzt ein Storch. Aus Mangel an Alternativen mach ich in einem der wenigen Schattenplätze unmittelbar neben der Straße Pause. Erst minutenlang überhaupt kein Verkehr, dann donnern plötzlich zwei Dutzend Motorräder in einem Pulk an mir vorbei. Einer größeren Ameise gebe ich ein...

Festland! 🤗

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Schon beim "boarden" fiel mir auf, dass unzählige Militärfahrzeuge unter Deck stehen. Nach der ersten Nacht tauchen die zugehörigen spanischen Soldaten auf. Sie sind überall. Das Schiff gleicht einer Kaserne. Auf Deck, in der Sitzreihe nebenan, in der Cafeteria, auf der Toilette: überall ist man umgeben von Flecktarn. Gefühlte 100% rauchen Kette. Ich nehme an, dass die "gegnerische Mannschaft" im Nahkampf leichtes Spiel haben könnte. Die zweite Nacht schlaf ich an Deck auf einer Liege. Ich kann das Donnern des Schiffsdiesels irgendwann ausblenden und schlafe ziemlich gut. Fast alle Fahrgäste daddeln unentwegt auf ihren Handys rum. Keiner von ihnen kommt auf die Idee, dass muten ganz cool wäre. Es bimmelt und düdelt aus allen Richtungen. Ich habe Schwierigkeiten aus den Worten, die ich lese, einen Sinnzusammenhang zu generieren. Während der ganzen Fahrt werden wir über Lautsprecher ca. 29 mal informiert, dass jetzt das Restaurant offen hat bzw. bald wieder schließen ...

Aufbruch nach Norden

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Ich komme abends in Los Cristianos im Süden Teneriffas an und steuere einen schon einige Male genutzten Schlafplatz an. Es handelt sich um einen gekiesten Platz mit Hügel im Rücken als Sichtschutz und Blick nach vorne über die Stadt. Paraglider nutzen ihn zum landen. Am nächsten Tag starte ich die zweitägige Tour in den Norden, wo meine Fähre starten wird. Ich freue mich nochmal die bereits erwähnte (23. Jan) und geschätzte TF-28 zu fahren. Sie liegt auf halber Höhe am Hang, bleibt weitgehend auf einem Level und ihre längste Gerade ist gefühlt 300 m lang. Sonst reiht sich Kurve an Kurve. Zuerst muss ich aber auf die halbe Höhe kommen. Ich steuere die auf meiner Karte markierte Höhle an, in der ich schon Mal geschlafen habe. Die liegt praktischerweise ungefähr auf der Hälfte der Strecke. Da ich schon weiß, was mich erwartet, lass ich die Sonne erst untergehen und mach dann das letzte Stück zum Schlafplatz. Im Januar hatte ich noch geschrieben, dass ich glaube, dass meine Fußspuren in de...

Das hinterletzte...

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 ...Eck Europas 🤗 Los geht's zum letzten noch nicht erkundeten Eck der Insel, nach Südwesten. Ich starte erst am Nachmittag. Schon nach wenigen Minuten kullert der erste Tropfen. Es ist richtig heiß! Es werden heut ca. 45 km sein, erste Hälfte bergauf, zweite Hälfte rollen. Das soll sich später als großer Irrtum rausstellen. Ich fahre Slalom oder schiebe...mitunter auch Slalom. Auch um 16 Uhr brennt die Sonne noch massiv. Nach einigen Kilometern erreiche ich die Hauptstraße. Ich quere sie und schiebe weiter bergauf. Eine Anwohnerin spricht mich an "dura". Das hab ich verstanden 🤗 Ich stimme zu. Sie spricht weiter spanisch und ich stelle wieder fest, dass mich meine bisherigen Bemühungen spanisch zu lernen noch nicht sehr weit gebracht haben. Wir wechseln ins englische. Nachdem ich ihr verraten habe wo ich hin möchte, holt sie eine Karte aus dem Haus und wir diskutieren Vor- und Nachteile meiner Streckenwahl. Sie meint, es gäbe auch leichtere Routen zu meinem Ziel. Ich b...

El Hierro

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Ich setze über Teneriffa nach El Hierro über. Nach Einbruch der Dunkelheit komme ich an der Ostküste an und beginne meine Tour in Richtung Süden. Nach wenigen Kilometern finde ich einen Platz zum Schlafen, nicht fern der Straße. Ich bin überrascht, wie wenig Verkehr hier selbst in Hafennähe ist. Die Aussage, dass es auf der Insel sehr ruhig ist, bestätigt sich bereits 10 min nach der Ankunft. Am nächsten Morgen geht's weiter nach Süden. Beim Frühstück lerne ich ein britisches Paar kennen. Sie kamen mit derselben Fähre und "kannten" mich schon. Die Küstenstraße ist eine Sackgasse, ich werde hier also bald nochmal vorbei kommen. Wenig später bin ich wieder an derselben Stelle, fahre aber nicht zurück zum Hafen, sondern biege ins Inselinnere ab, sprich bergauf. Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich es mein Leben lang kategorisch abgelehnt habe zu schieben, mittlerweile schiebe ich ausnahmslos auf jeder Radtour 🙈 Bei ca. 3,5 km/h, der Wahrnehmungsschwelle meines Tachos, errei...