El Hierro

Ich setze über Teneriffa nach El Hierro über. Nach Einbruch der Dunkelheit komme ich an der Ostküste an und beginne meine Tour in Richtung Süden. Nach wenigen Kilometern finde ich einen Platz zum Schlafen, nicht fern der Straße. Ich bin überrascht, wie wenig Verkehr hier selbst in Hafennähe ist. Die Aussage, dass es auf der Insel sehr ruhig ist, bestätigt sich bereits 10 min nach der Ankunft.

Am nächsten Morgen geht's weiter nach Süden. Beim Frühstück lerne ich ein britisches Paar kennen. Sie kamen mit derselben Fähre und "kannten" mich schon. Die Küstenstraße ist eine Sackgasse, ich werde hier also bald nochmal vorbei kommen.




Wenig später bin ich wieder an derselben Stelle, fahre aber nicht zurück zum Hafen, sondern biege ins Inselinnere ab, sprich bergauf. Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich es mein Leben lang kategorisch abgelehnt habe zu schieben, mittlerweile schiebe ich ausnahmslos auf jeder Radtour 🙈 Bei ca. 3,5 km/h, der Wahrnehmungsschwelle meines Tachos, erreiche meine Belastungsgrenze.

Oben angekommen ist es neblig und kalt, kurz drauf beginnt es zu regnen. Ich spiele seit langem Mal wieder mit dem Gedanken eine lange Hose anzuziehen. Ich schnattere ins Tal. Ich fahre nach La Restinga, dem Südzipfel der Insel. Am Ziel und im Schatten gönne ich mir eine Pause. Ein spanisches Paar spricht mich an, laden mich ein paar Takte später in ihr Haus auf Gran Canaria ein. Etwas später lerne ich an selber Stelle einen "Digitalnomaden" aus Stuttgart kennen und über ihn weitere Bewohner des Städtchens. Sehr freundliche Menschen hier! Am Hafen wird ein Thunfisch an Land gezogen, über 280 kg. Toll, so ein Tier mal außerhalb der Dose zu sehen. Schade allerdings, dass er tot ist.
Ich bleibe für eine Nacht.

Am nächsten Morgen fahr ich zurück zur Inselmitte. Ich will euch nicht langweilen: es geht stundenlang bergauf. Oben angekommen möchte ich Richtung Nordwesten abbiegen, Richtung El Golfo: Der Berg ist in diese Richtung abgerutscht und hat eine halbmondförmige Fläche hinterlassen. Schon aus der Ferne sehe ich die Plantagen und Ackerflächen, bevor ich die letzten Kilometer aus über 1000 m Höhe bis zu meinem Ziel rollen kann. 

 


Beim Pausieren lerne ich Glenn kennen, der ein Praktikum in einem Museum macht und mich gleich mit entsprechendem Museumsmaterial versorgt 🤗 Er lässt mich auch wissen, dass ich den ca. 2 km langen Tunnel (durch die Wand im Hintergrund des Bildes), den ich morgen vor mir habe, nicht mit dem Rad durchfahren darf. Wir tauschen Nummern. Noch zwei Kilometer bis zum Ziel, wo ich im Meer bade und mein Zelt auf einem Felsvorsprung aufstelle, nicht weit des scheinbar kleinsten Hotels der Welt (rechts im Bild).

 


Nächster Morgen, ich steuere den Tunnel an, möchte zumindest mal schauen, ob dort tatsächlich ein Schild ist. Die Umgehung würde ein Umweg von 23 km und 1300 m Höhe bedeuten. Wäre also nicht das Schlechteste, wenn ich anstatt dessen die 2 km Tunnel fahren könnte 😅
Ein Bauarbeiter passt mich ab und erklärt auffällig freundlich, dass ich nicht passieren darf. Er entschuldigt sich sogar dafür! In solchen Momenten mal ich mir immer aus, wie eine vglb. Szene in Deutschland ablaufen könnte 'sag mal spinnsch Du?! Hau sofort ab!'

Ich dreh also um und stelle mich auf mehrere Stunden bergauf fahren ein. Dann komm ich an einer Bushaltestelle in Sichtweite des Tunnels vorbei... 🤔
Der Busfahrer ist überhaupt nicht glücklich über mein Fahrrad und die versperrten Fluchtwege. Er läuft zu mir und argument- und gestikuliert energisch. Ich versuche ihm meine Situation nah zu bringen und betone, dass ich direkt hinter dem Tunnel aussteigen werde. Er bleibt hart. Ich bin schon drauf und dran wieder auszusteigen. Die Fahrgäste geben mir durch ein zustimmendes Nicken zu verstehen, dass er sich sicher bald beruhigen wird. Tatsächlich bewegt er sich irgendwann wieder motzend hinters Lenkrad und fährt recht dynamisch los. Da ich mein Rad halten muss, frage ich einen Jungen, ob er für mich das Ticket kaufen kann: 1,18€ Standardpreis ☺️
An der nächsten Haltestelle steige ich aus und bedanke mich überschwänglich. Dann geh ich einkaufen und schaue picknickend Windrädern bei der Arbeit zu.


 

Kommentare

  1. Also die Busfahrer sind ja da schon auch etwas allergisch auf Räder (im Bus zumindest) zu sprechen:-) Gut Bein Meister.

    AntwortenLöschen
  2. Danke für den Bericht. Super schöne Fotos!
    Gute Fahrt!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ankunft

Schafe

POT - Der Film :-)