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Es werden Posts vom Dezember, 2021 angezeigt.

Der Campingplatz

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Nach sechs Nächten Campingplatz frage ich an der Rezeption, ob es einen Langzeit-Disount für längere Aufenthalte gibt. Der Campingplatz ist wirklich nichts Besonderes, den Preis haben sie aber seit Februar um 50% erhöht. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich verstanden hat, denn ihr Angebot für eine weitere Woche kostet noch mehr, als die aktuelle. Scheint am Jahreswechsel zu liegen. Ich lehne dankend ab und erweitere um nur weitere vier Nächte bis 31. Ich schlafe mittelmäßig und bin meist vor Sonnenaufgang wach. Dann gehe ich an den Strand zum Laufen/Schwimmen/Frühstücken. Zwischen Strand und Campingplatz ist ein Zaun mit einer Gittertür. Die muss in beiden Richtungen aufgeschlossen werden, also bekommen alle Gäste einen Schlüssel. Im Bereich zwischen Strand und Zaun ist nie jemand, außer eben den Gästen des Campingplatzes. Dennoch wird die Tür den ganzen Tag über immer brav von allen ins Schloss gezogen - was für mich schlecht zum sonst so entspannten Inselmindset, aber gut zu den t...

Die Station

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Es stellt sich raus, dass ich in einer im zweiten Weltkrieg gebauten, aber nie eröffneten Leprastation wohne. Manche Grafitti sind älter, als ich.  Die gehören zu den jüngeren Werken...die Katze! 🤗 Ich lasse mein Zelt tagsüber stehen und hoffe, dass die Touris, die es vielleicht tagsüber, während ich am Strand bin, entdecken, genau so reagieren würden, wie ich auch: nämlich gar nicht. Beim Inspizieren eines benachbarten Gebäudes (und zum Glück nicht im eigenen) steht plötzlich aus dem Nichts eine "Security"-Dame vor der Tür. Sie meint, es sei gefährlich hier zu sein. Sie "recommend"et, dass ich ein paar Bilder mache und mich dann wieder verziehe. Ich nehme den Vorschlag zur Kenntnis und halte mich an den ersten Teil. Sehr viele deutsche Touristen hier, also im benachbarten Dorf und am Strand. Das muss so ein kleiner Touriknaller hier sein. Von zehn Menschen sprechen circa sieben deutsch. So gesehen wohn ich ganz gern in der Leprastation 😂   An Tag vier kommt mich ...

Vier Hühner

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Ich übernachte im schwarzen Sand eines Strands, am Rande eines Naturparks. Mir ist bewusst, dass die Ranger hier gern nach dem rechten sehen und - bleibe. Hab das Nervenkitzel-Poti weit aufgerissen 😂 Zudem soll es heute Nacht Sternschnuppen geben. Ich stell mir den Wecker in der zweiten Nachthälfte, bin dann aber zu müde, um lange wach zu bleiben bzw. ein scharfes Bild zu sehen 🙈 Mein Schlafsack, der mich die letzten Wochen regelmäßig und erfolgreich vorm Kältetod bewahrt hat, macht seinen Job hier viel zu gut. Teils brauch ich ihn erst morgens, gegen Ende der Nacht. Genau so schlagartig hat sich das Thema Feuchtigkeit erledigt. Alles ist trocken, immer. Das heißt, sofern ich es nicht zuvor am Leib getragen hab.   Ich fahr auf der TF-28 (immernoch die beste Straße, die man unter den Rädern haben kann) Richtung Süden. Wahnsinn, ich entdecke so viele Schlafmöglichkeiten. Letztes Jahr hatte ich nur die eine Höhle im Blick, deren GPS Koordinaten ich mir auch gespeichert hatte. Aber d...

San Andrés

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Ich komme morgens an und fahr direkt an den Strand. Mein Plan war ja Gas rausnehmen. Kanns zum einen nicht glauben, tatsächlich hier zu sein und muss mich zum anderen auch erst wieder insel-aklimatisieren. Ich fahr am strandnahen Schlafplatz vorbei, wo ich Anfang des Jahres beim Zeltabbau von den Behörden "eindringlich" beobachtet wurde. Sollte mir für heute Nacht was anderes suchen.   Es ist warm, nieselt ab und zu und der Wind ist auch wieder da. Ich finde im feinen Sand keine Steine, die ausreichend groß wären, das Handtuch festzuhalten. Auch die Schuhe sind zu leicht. Also muss mein Körpergewicht herhalten. Ich genieße die Sonne und nicht so sehr das Ganzkörperpeeling. Erster Wassertest: ca. 20 Grad, kann man mit arbeiten. Am späten Nachmittag nehm ich eine Stranddusche, kleide mich "zivil" und geh mich nach einem Schlafplatz umsehen. Am Rand des Dorfs gibt es eine hügelige Grünfläche. Ich schieb das Rad durch, um mir einen Eindruck zu verschaffen. Der Boden ist...

Auf der Fähre

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Hatte leider nur das Handy zur Hand Hui, hat mein Magen geknurrt letzte Nacht 😅 Morgens Aufstehen und direkt einkaufen gehen. Der Rucksack ist bis an die Kapazitätsgrenze gefüllt. Frühstück, Sachen wieder packen und los. Überpünktlich bin ich am Hafen und erkundige mich nochmal am Schalter, ob das mit dem Fahrrad so klargeht. Ja, ist gratis. Ich solle nachher nur den Code meiner Boardkarte zum Scannen vorzeigen. Beim Warten lerne ich Patrick aus Hamburg kennen. Taucher, lebt in Barcelona und ist mit seinem Camper unterwegs nach Teneriffa. Auch er hat keine Kabine, heißt wir verabreden uns für später. Verspätet geht das Tor auf und die vielen PKW und Camper stauen sich Richtung Schiff. Ich mit dem Rad mittendrin. Ich zeig dem Beamten meinen Code. Er lehnt ab und sagt, ich solle sie mir am Schalter ausdrucken lassen. Das kam unerwartet, wo hier doch alles tendenziell entspannt abläuft. Also nochmal in die Schlange am Schalter stellen, um mir den Ausdruck zu holen und dann wieder in der ...

Mit dem Fahrrad vor dem Aufzug

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Auf die ersten Meter am Berg schreien mich meine Oberschenkel an. Sie fühlen sich ziemlich"zu" an. Slalom ist angesagt. Ich fahre über die letzten 150+ Hügel, bevor es bergab Richtung mehr geht. Jetzt schau ich doch mal, ob meine Bremsen nicht leicht anliegen. Leider nein. Muss wohl doch an mir liegen.  Nebenstraßen, sehr wenig Verkehr. Teils atemberaubende, tiefe Längsrisse in der Straße, bei denen sogar ein Motorradfahrer gut ins Rudern kommen kann. Pause nach 34 km. Zum ersten Mal sind meine Essensvorräte fast erschöpft, habe nur noch eine halbe Tüte "Pan Tostado". Das ist der Zustand, den ich immer mit viel Elan zu umschiffen versuchte. Mein Rucksack ist so ungewohnt leicht! Ich durchwühle meine Taschen, ob nicht doch irgendwo mal ne Tafel Schokolade o.ä. zwischen die Wäsche gerutscht ist. Leider nein. Die nächste Einkaufmöglichkeit liegt 17 km vor mir. Ich sitze auf dem Boden neben dem Picknicktisch, um nicht im Wind zu sitzen. Schade, dass die Tischbeine zwar ...

Gibraltar

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Der Wind rüttelt am Zelt und mich wach. Zurück auf die Straße. Zur Abwechslung mal wieder Wind, ich komm nur sehr mühsam voran. Für die unspektakulärsten Steigungen muss ich den ersten auspacken. An einem Kreisverkehr mach ich Halt und setze mich mangels Alternativen in den Windschatten meines Rads. Da es gestern nicht geklappt hat mein Fährticket online zu kaufen, ruf ich heute die "Service" Nummer an. Warteschleife. Endlich geht ein Mensch dran: "...achso, Sie wollen ein Ticket kaufen?! Da müssen Sie eine andere Nummer wählen." Bei der bin ich dann nicht durchgekommen.   Obwohl es von Anfang an geplant war Gibraltar zu besuchen, muss ich mir heute mehrmals überlegen, ob ich mir den Umweg trotz der widrigen Umstände tatsächlich noch geben will. Heute sind das viele Kilometer, aber bezogen auf die Gesamtstrecke fällt es nicht ins Gewicht. Ich bieg also ab und roll runter in die Stadt. Durch die vielen Einbahnstraßen zwischen den Häuserzeilen immer der Sonne folgend....

Malaga

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Herrlich still ist es am Morgen. Das erste, was ich wahrnehme, ist knirrschender Kies unter den Füßen eines Wanderers. Die Nacht war mit fünf Grad wieder frisch, das Zelt ist etwas feucht. Ich wuchte das Rad zurück auf die Straße und reihe mich im Verkehr ein.  Ah, es ist wieder Samstag: ganze Mannschaften an Rennradfahrern kommen mir entgegen bzw. überholen mich. Nach guten 20 (gefühlt 40) km mach ich eine Pause in Malaga. Auch sehr schön hier. Ich sitze im Park und beobachte wie grad ein mehrtägiges Fest vorbereitet wird. Die rechte Fahrspur von meist zwei ist hier für Fahrradfahrer und E-Scooterpiloten priorisiert. Das ist gut. Die vielen roten Ampeln dagegen nicht so. Der Stop-and-Go Verkehr ist mit diesem Rad ähnlich anstrengend wie eine Bergetappe. Die Masse ist tatsächlich träge!  Am Nachmittag wird durch ein Straßenschild entschieden, ob ich über einen 650 m Berg muss oder ob ich auf Meereshöhe bleibe. Und zwar das Schild mit dem rot eingekreisten Fahrradfahrer. Ich bl...

So könnt's bleiben

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Das Geräusch der Wellen weckt mich. Meine über Nacht draußen aufgehängte Wäsche ist bereits zum Sonnenaufgang trocken. Das wäre vor einer Woche ein absurder Gedanke gewesen. Ich hab einen großen Teil des Campingplatzs für mich allein. Nur hier und da taucht mal jemand auf. Ausgiebiges Frühstück. Ich dusche nochmal - einfach weil ich's kann 😄 Bezahlen an der Rezeption und los geht's. Die ersten 100 Höhenmeter mach ich umsonst, weil ich vorübergehend der N-340a und nicht wie bisher der N-340 folgen muss. Also wieder runterrollen. Die Strecke war heut wie eine eintägige Achterbahnfahrt: es geht noch weitere sechs Mal so oder so ähnlich hoch und wieder runter, insgesamt gut 1000 Höhenmeter. Ich hab wieder Vengaboys im Kopf 😂   Ich kurve am Meer entlang. In den Felsen etwas oberhalb der Straße kämpfen zwei Steinböcke. Die Landschaft ist sehr schön, alle paar Kilometer könnte ich eine Pause an einem netten Fleckchen machen. Das eye-candy muss man sich hier auf dem Rad richtig erar...

Ganz nach meinem Geschmack

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Ich wache auf. Es regnet. Ich dachte eigentlich das Kapitel hätte ich hinter mir. Ich frühstücke und muss mit mir ringen die danach folgenden Schritte einzuleiten. Irgendwann sitz ich auf dem Rad. Der Regen hat nachgelassen, aber der Himmel ist bedeckt. Erst muss ich einen größeren Umweg fahren, weil die Alternative die Autobahn wäre. Es geht weiter durch ein Meer aus Plantagen. Ich verpasse meinen Abzweig und fahr ein Stück zu weit. Die Stimmung ist so lala. Am Mittag komm ich nach Almeria und mache in einem Park eine Trocknungspause. Die Wäsche und den Schlafsack häng ich auf die Leine, das aufgestellte Zelt muss ich anbinden, damit es nicht abhaut. Es sieht zwar etwas nach Regen aus, doch der Radar meint, es solle demnächst besser werden. Ich esse. Dem Zelt kann man wirklich auch bei dem Wetter beim Trocknen zusehen. Kurz drauf setzt Niesel ein. Ich pack das Zelt weg und lass die Klamotten, die halb überdacht sind, noch kurz hängen.   Die Sonne kommt erst am Nachmittag raus. Mit...

Die Kuppe kommt

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Ich hab uneben gelegen und schlecht geschlafen. Kalt war die Nacht, sechs Grad vor Sonnenaufgang. Ich frühstücke im Zelt, warte bis die Sonne etwas höher steht und häng meine Klamotten in dieselbe. Bei genauerer Betrachtung meines Rads fällt auf, dass ich jetzt hinten tatsächlich einen Platten hab. Das hat sich ja gestern schon angekündigt. Ich wechsle den Schlauch und starte meine Tour mit rabenschwarzen Händen.  Das war heut das Verrückteste, was ich je auf dem Rad erlebt hab. Die knapp 900 m Höhe, erschienen mir wie mehr als 2000.  Die ersten knapp 30 km ans Meer gehen leicht bergab und gut von der Hand. Dann geht's der Küste entlang in den Wind. Ich mach einen kleinen Schlenker, um einkaufen zu gehen, dann Mittagspause in der Sonne. ...an der Küste entlang: wird ja vermutlich nicht so schlimm sein - oder?  Ich hab richtig Kohldampf und hau entsprechend rein. Wahrscheinlich wegen des Hungers hab ich heut irgendwie zu viel Zeug gekauft. Muss manches auch auf non-food Ta...