Die Station
Es stellt sich raus, dass ich in einer im zweiten Weltkrieg gebauten, aber nie eröffneten Leprastation wohne. Manche Grafitti sind älter, als ich.
Die gehören zu den jüngeren Werken...die Katze! 🤗 |
Ich lasse mein Zelt tagsüber stehen und hoffe, dass die Touris, die es vielleicht tagsüber, während ich am Strand bin, entdecken, genau so reagieren würden, wie ich auch: nämlich gar nicht.
Beim Inspizieren eines benachbarten Gebäudes (und zum Glück nicht im eigenen) steht plötzlich aus dem Nichts eine "Security"-Dame vor der Tür. Sie meint, es sei gefährlich hier zu sein. Sie "recommend"et, dass ich ein paar Bilder mache und mich dann wieder verziehe. Ich nehme den Vorschlag zur Kenntnis und halte mich an den ersten Teil.
Sehr viele deutsche Touristen hier, also im benachbarten Dorf und am Strand. Das muss so ein kleiner Touriknaller hier sein. Von zehn Menschen sprechen circa sieben deutsch. So gesehen wohn ich ganz gern in der Leprastation 😂
An Tag vier kommt mich Hanna besuchen, die ich Anfang des Jahres im Hostel kennen gelernt habe. Eine Berlinerin, die ihre Winter auch gerne im Süden verbringt. Der am Nachmittag stärker werdende Wind setzt dem Strandtag ein Ende. Wir weichen auf Ruinenbesichtigung aus.
Vollmond |
Noch eine Nacht bleibe ich, dann geht's weiter nach SW. Ich schlafe schlecht. Es stürmt sogar im Gebäude, das Zelt wird geschüttelt. Zudem rollt eine PET-Flasche irgendwo im Gebäude ständig in verschiedene Richtungen über den gefliesten Boden. Ich schreib das jetzt und bring mich damit selbst in Verlegenheit 😆
In meinem Halbschlafmodus wirkt das, als würde jemand Schlagzeug üben. Ich versuche eine Weile es zu ignorieren, weil ich nicht wahrhaben will, dass ich wohl aufstehen muss. Keine Chance. Ich raffe mich auf, ziehe die Schuhe an und verlasse das Zelt. Der Wind pfeift quer durch's Gebäude, aber die Flasche macht keinen Mucks. Ich warte und friere - nichts. Ich geh aus Langeweile pinkeln und lausche - nichts. Vielleicht ist sie endlich irgendwo zum Liegen gekommen. Auch gut. Ich hab kein Gefühl dafür, ob die seit 20 Minuten oder seit zwei Stunden Lärm gemacht hat. Ich leg mich wieder hin.
Der Reißverschluss ist keine Minute zugezogen, legt die Flasche wieder los. Ich versuch's tatsächlich nochmal mit Ignorieren 😅 Wieder keine Chance. Schuhe an, nochmal raus. Dieses Mal entdecke ich in der Richtung, aus der das Geräusch eben kam, im Mondlicht die Kontur einer 1,5-Liter-Flasche. Ich bringe sie zum Schweigen. Wieder im Zelt, aah, endlich Stille! Geil! Endlich schlafen.
Kurz darauf geht das Schlagzeugsolo weiter. Ich muss offensichtlich die falsche Flasche erwischt haben, auf dem Boden liegen leider diverse Möglichkeiten. Ich steh ein weiteres Mal auf... 😅
Am nächsten Morgen - "perfekt" erholt - geht's an einen Luftlinie 16 km entfernten Strand. Der Wind bläst immernoch und selbstverständlich aus meiner Fahrtrichtung. Die zu fahrende Strecke beträgt dann über 30 km und aus irgendeinem Grund müssen auch 700 m Höhe überwunden werden. Teneriffa...was soll ich sagen?
Dort angekommen schau ich den Wind- und Kitesurfern zu. Der Campingplatz, den ich im Auge hab und auf dem ich Anfang des Jahres bereits war, ist am Nachmittag plötzlich nicht mehr buchbar. Hab wohl zu lange gewartet. Ich sitze in seiner Nähe auf einer Mauer. Etwas entfernt neben mir warten zwei Menschen auf den Bus. Ich breche auf, um mich nach einem alternativen Schlafplatz umzusehen. Beim Vorbeifahren seh ich, dass es Stefan und seine Mitbewohnerin sind, die auf den Bus warten. Stefan hatte ich auch im Hostel kennen gelernt. Wir verbringen den Abend zusammen, bevor ich auf deren Couch crashen darf 👍
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