Posts

Es werden Posts vom Mai, 2021 angezeigt.

Die erste Brezel

Bild
Von Freiburg geht's nach Bühl. Eins muss man dem miserablen Wetter lassen: die Götter des Windes sind mir hold. Stärke und Richtung greifen mir unter die Arme bzw. Rücken. Unterwegs kaufe ich Brezeln, authentische 🤗 In Bühl finde ich an einer Gewerbeschule ein Dach auf Säulen dreiseitig umgeben von Mauern: mein Schlafplatz. Die vierte, offene Seite ist in Richtung eines Klassenraums mit breiter Glasfront orientiert. Ich stelle mir vor, wie ich morgens verpennt aus dem Zelt stolpere und mich teilbekleidet vor einer kichernden Klasse wiederfinde. Das wird also die vorerst letzte Nacht im Zelt. Habe diesbezüglich ein gemischtes Gefühl. Es regnet, klar,  doch unter dem Dach stört mich das nicht. Ich schlafe gut und wache bereits eine Stunde vor dem Wecker auf. Bevor der Unterricht beginnt packe ich alles zusammen. Beim Frühstück begegne ich schon den ersten Schülern, die auf ihren Rollern anknattern. Weiter nach Norden. Nun bin ich wirklich sicher wieder in Deutschland zu sein. Was nu...

Das letzte Baguette

Bild
Die Nacht war zwar unspektakulär, aber sehr kalt. Ich hatte eine lange Hose und Socken an.   Mein Fahrrad begrüßt mich mit einem platten Hinterreifen. Nummer sieben. Ich hoffe, das war dann der letzte. Die Sonne kommt raus, ich bewege das Rad aus dem Schatten in dieselbe und wechsle den Schlauch. Das Ventil scheint dieses Mal die Ursache zu sein.   Weiter entlang der Kanäle. Ich nähere mich der Grenze. In Ottmarsheim kaufe ich drei Baguettes und Zwetschgenkuchen und mache es mir - da die Sonne grad scheint - auf dem benachbarten Rathausplatz auf einer Bank gemütlich. Ich komme mit einigen Menschen ins Gespräch, die sich nach dem Woher und Wohin erkundigen. Dann kommt das letzte Stück Frankreich. Ich quere den Rhein - ein schwarzrotgoldenes Schild ziert die Mitte der Brücke - und bin nach einem guten halben Jahr wieder zurück in Deutschland. Alles wirkt plötzlich sehr vertraut: gelbe Ortsschilder, FR-Kennzeichen und die Menschen auf der Straße sprechen wieder deutsch. Alles völ...

Zurück auf der alten Strecke

Bild
Vor ein paar Tagen ist der Seilzug für die Schaltung der Kettenblätter gerissen. Ich bin auf dem kleinsten weitergefahren und habe nur noch die Ritzel geschaltet. Das war ok. Gestern ist dann der Ritzel-Zug auch noch gerissen. Jetzt hab ich noch genau einen Gang (das kleinste Ritzel). Bei jeder angedeuteten Steigung muss ich aufstehen (woraufhin die Kette über die Zähne springt) oder wahlweise schieben. Wenn das in der Taktung weitergeht, müsste demnächst eine der beiden Bremsen versagen. Ich hab zwar Ersatzzüge bei mir, aber der kleinste Schraubendreher ist zu groß, um die Abdeckung der Schaltung zu öffnen 🙈 Um wenigstens etwas zu unternehmen, erhöhe ich an einer Tanke den Reifendruck wieder auf pSoll. Der reduzierte Druck hatte durchaus für etwas Komfort gesorgt, denn das NVH-Verhalten ist danach wieder deutlich anders. Wenige Hundert Meter später fahr ich durch eins der unzähligen Schlaglöcher, woraufhin sich meine (aus Platzgründen) auf dem Kopf stehende und eben aufgefüllte Wasse...

Hat er mich nass gemacht

Bild
Der Regen. Echt interessant: alles, was mir im November mit viel Dusel erspart blieb, hol ich jetzt - Mitte Mai - nach. Es regnet jeden Tag und jede Nacht. Wettervorhersage: das bleibt auch so. Natürlich regnet es nicht ununterbrochen, aber die Lücken zum Sachen trocknen sind rar und sehr schmal. Von den Klamotten bis zur Isomatte ist alles feucht. Keine Wechseloption. Die Sachen sind entweder etwas oder sehr feucht. Tagsüber mach ich von Regenguss zu Regenguss Bushaltestellen-Hopping. Die wenigen trockenen Zeitfensterchen müssen zum Zelt trocknen ausreichen. So hangle ich mich von Dach zu Dach durch den Tag. Sobald es heller wird und der Regenradar grünes Licht gibt, gehts weiter. Ich fahre wie schon im November Kanälen entlang. Endlich Flachland! Hier mach ich die gut 700 Höhenmeter über den kompletten Tag verteilt und nicht schon bevor das Frühstück gerade zwei Stunden her ist, wie auf den Kanaren. Wieder setzt Regen ein. Ich fahre weiter. Er wird schnell stärker. Ich lasse das Rad ...

Pferdefutter II

Bild
Weiter nach Nordosten. Das Wetter ist so halbprickelnd. Es regnet mal ein bisschen, mal stark. Da hab ich auf dem Hinweg im November wirklich mehr Glück gehabt. Zwei Stunden sitze ich lesend in der Bushaltestelle, um das Gröbste vorüberziehen zu lassen.  Der Blick auf den Regenradar gibt das go für die Weiterfahrt. Kurz drauf regnet es schon wieder. Ich fahre weiter. Da für die Nacht noch mehr Regen plus Gewitter vorhergesagt ist, suche ich nach einer überdachten Schlafoption. Ich nehme mir viel Zeit, ziehe den Feierabend immer weiter raus, finde aber nichts. Schlussendlich schlag ich das Zelt im Wald auf und spanne meine Plane darüber auf.   Eine Stunde nachdem ich es mir im Zelt bequem gemacht hab, kommt der große Schwall vom Himmel. Der Wind reißt an den Baumwipfeln. Neben Unmengen Wasser kommen auch Blätter und kleinere Äste runter. Schon vor zehn lege ich mich aufs Ohr. Die Sonne scheint schüchtern zwischen den Bäumen durch. Trotz des Unwetters habe ich fantastisch geschl...

Zurück in Frankreich

Bild
In der Grenzstadt gibt es nur ein Labor, welches PCR Tests anbietet, allerdings nur in einem kurzen Zeitfenster alle 24 Stunden. Ich stehe vor der Option ca. 21 Stunden zu warten oder zurück nach San Sebastian zu fahren. Ich entscheide mich für letzteres. Test gemacht, 130€ hingelegt und wieder zurück Richtung Grenze. Beim Picknicken am Stadtrand lerne ich einen sehr netten älteren Herren kennen, der mich auf gut Glück deutsch anspricht. Er hatte mal in Nürnberg gelebt und bei MAN gearbeitet. Das war die erste von einigen interessanten Geschichten, die er zu berichten wusste. Nach einer fachmännischen Inspektion meines Rads (im Radrennenbusiness war er auch mal) verabschieden wir uns und brechen in entgegengesetzte Richtungen auf.  Da mein Testergebnis erst morgen zu erwarten ist, schlafe ich nochmal an dem schönen Schlafplatz von gestern.    Ich wache auf, es regnet. Da das laut Wetterbericht auch erstmal so bleibt, packe ich alles tropfnass zusammen. Ich steure einen Fl...

Schwarzwald am Meer

Bild
Nachdem ich über 350 km auf einem Plateau von mindestens 700 m war, geht es auf einem kurzen Stück wieder runter auf "Normalniveau". Vor der (eigentlich entspannten) Abfahrt fängt es wieder an zu regnen. Kleine, gefühlt sehr harte Regentropfen prasseln in meine zusammengekniffenen Augen. Im Tal angekommen bin ich durchgeweicht und friere. Wie gerufen seh ich ein Hostel in einem kleinen Dorf. Dort verbringe ich drei Nächte, um das gröbste Wettertief abzuwarten. Bin einer von zwei Gästen. Ich stell die Dusche auf 200 Grad in dem Bestreben im Anschluss wie ein Lobster auszusehen.   Nach der ersten Nacht suche ich einen Supermarkt im Dorf. Bevor ich den ersten finde, passiere ich drei Tabakläden, einer mit Warteschlange davor. Hier werden die Prioritäten offenbar anders gesetzt. Ich genieße die drei Tage in der Wärme (schnell genug sind sie vorbei!) und fahre weiter Richtung Santander. Die Hoffnung, dass das Wetter auf Normalniveau etwas angenehmer ist, wird enttäuscht. Der Wind ...