Widerstand

Ich hab mich richtig wohl gefühlt an meinem Schlafplatz und gut geschlafen. 

 


Ich freu mich über den vorhergesagten Wind, der mich mit Böen bis 6 Bft von schräg von SO nach Norden schieben soll.
Kurz nach dem Losfahren muss ich feststellen, dass der Wind von NO kommt und mich massiv am Vorankommen behindert. Echter Gegenwindtag! Es ist bewölkt und windchillig kühl. Ich werde bis zum Mittag nicht richtig warm. Was natürlich nicht heißt, dass ich nicht trotzdem massiv transpiriere, was die Situation in nassen Klamotten nicht gerade verbessert.
Kurz nach 12 kommt die Sonne etwas raus. Ich finde einen einigermaßen windgeschützten Platz, wo ich mein Zelt aufstelle und es zusammen mit meinen Klamotten trockne. Ich muss trotz des Windschutzes (zwischen einem Hügel und einem Felshaufen) einen schweren Stein ins Zelt legen, damit es keine Beine bekommt.
Ich esse auf den Felsen sitzend, die leider weniger sonnengewärmt sind, als ich mir das gewünscht hätte.
In den wenigen Dörfern, die ich durchfahren habe, ist alles dicht. Rolläden unten, Fenster und teils auch Türen vergittert. Kann mir schwer vorstellen, dass hier die Einbruchrate so hoch ist, dass sie diese Maßnahmen rechtfertigen würde. Auch Restaurants oder Hostels sind oft geschlossen. Versprengt sieht man ältere Herrschaften am Straßenrand. Der Verkehr ist selbst auf vierspurigen Straßen entsprechend dünn.
Ich biege nach NO ab, um ein Naturschwimmbad, das mir empfohlen wurde, zu besuchen. Irgendwann geht es rechts ab, hoch in den Wald. Ich bin nicht mehr in der Lage hochzufahren und schiebe weite Teile.
Kurz vor meinem Ziel komme ich an einem Haus vorbei, dessen Tür zwar zu, aber nicht verschlossen ist. Soll wohl eine Art Unwetterschutz für Wanderer sein. Ich riskiere einen Blick: zwei leere Räume in absoluter Dunkelheit. Im Schein des Lichts, das durch die Tür fällt, sehe ich ein paar Graffiti an der Wand, die vermutlich ein paar Jugendliche hinterlassen haben. Ok, das wird mein Schlafplatz. Kommt mir hier auf über 700 m nicht ungelegen.
Zum Schluß geht es über Kopfsteinpflaster, welches aus großen, rungewaschenen Flusssteinen besteht. Was für ein Endspurt.
Dann komme ich an. Ich bin alleine. Die Sonne hat sich mehr und mehr durchgesetzt, sodass ich in die Fluten springe. Eher als Dusche, als zum Badevergnügen, denn das Wasser ist richtig kalt. Danach setz ich mich auf einen großen Fels, trockne und lese.

 


Nach gut einer Stunde kommen zwei Wanderer vorbei. Ich hab mich zwischenzeitlich wieder angezogen ☺️
Als ich gerade aufbrechen will, kommen drei junge Männer. Wir grüßen uns und ich schiebe das Rad zurück über das Kopfsteinpflaster. Dem aufgeregten Geschrei, das kurz drauf durch den Wald schallt, entnehme ich, dass die drei wohl auch ein Bad nehmen.

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