Festland! 🤗
Die zweite Nacht schlaf ich an Deck auf einer Liege. Ich kann das Donnern des Schiffsdiesels irgendwann ausblenden und schlafe ziemlich gut.
Fast alle Fahrgäste daddeln unentwegt auf ihren Handys rum. Keiner von ihnen kommt auf die Idee, dass muten ganz cool wäre. Es bimmelt und düdelt aus allen Richtungen. Ich habe Schwierigkeiten aus den Worten, die ich lese, einen Sinnzusammenhang zu generieren.
Während der ganzen Fahrt werden wir über Lautsprecher ca. 29 mal informiert, dass jetzt das Restaurant offen hat bzw. bald wieder schließen wird. Teils zwei Mal in 10 Minuten. Es kommt aber exakt keine Info darüber, inwieweit man gedenkt, die Verspätung zu kompensieren bzw. was die Ankunftszeit sein wird. Ich hatte angestrebt nicht bei Dunkelheit anzukommen, weil das Hafengebiet riesig ist und verspätete LKW und Patrick auf dem Fahrrad besonders bei Dunkelheit eine schlechte Kombo sind.
Fünfeinhalb Stunden zu spät und damit bereits eine nach Sonnenuntergang legen wir an. Wenn man recht schaut, ist die Reederei wahrscheinlich irgendeine Tochtergesellschaft der DB 😅
Da das Hafengebiet keine Option zum Schlafen ist, versuche ich den erstbesten Schlafplatz am Ortseingang Huelva zu finden.
Tatsächlich finde ich im hafenbenachbarten Industriegebiet ein verwaistes Carré, wo ich zwischen ein paar Büschen Platz für mein Zelt finde.
Am nächsten Morgen ist es neblig. Das Zelt ist mal wieder richtig nass. Ich packe alles zusammen und starte die erste Festlandetappe. Der nächstgelegene Grenzübergang nach Portugal führt über eine Autobahn. Ich nehme also den nächsten etwas nördlicher.
Es ist noch kühl, ich ziehe meine Jacke an. Ich passiere Huelva und bewege mich nach Nordwesten.
Es geht heute durchaus auch bergauf. Danach oftmals aber gleich wieder runter, sodass ich rollend etwas entspannen kann. Das ist der part, der auf den Kanaren meist entfallen ist.
Am Vormittag gehe ich einkaufen. Das Sortiment auf dem Festland deutlich größer. Endlich kann ich mal wieder einen anderen Käse kaufen 😅 Frühstück.
Es geht gegen Mittag. Die Intensität der Sonnenstrahlung hatte ich hier, 1400 km nördlicher, etwas schwächer erwartet. Es brennt aber auch hier richtig runter. Ich mach die zweite Pause nach 12 und stelle mein Zelt zum Trocknen auf. Das Trocknen geht entsprechend schnell über die Bühne.
Auf den letzten Kilometern vor der Grenze finde ich eine geschlossene Tanke mit funktionierendem Wasserhahn. Da weit und breit niemand unterwegs ist, wasche ich meine Haare und ausgewählte Körperteile. Das war höchste Eisenbahn! Das letzte Mal war in Teneriffa am Strand 😳
Der sehr dünne Verkehr geht zur Grenze hin gegen 0. Mich beschleicht das Gefühl, dass die Info über geschlossene Grenzen jetzt, anders als im Januar, tatsächlich umgesetzt ist.
Und so ist es auch: schwere Betonblöcke versperren die Straße. Selbst als Fußgänger müsste man schon einige kriminelle Energie mitbringen, um die Grenze zu passieren. Ich drehe um und fahre einen Bogen zur nächstnördlicheren Option.
Noch eine Pause am Nachmittag. Ich setz mich in einem Dorf in eins der wenigen schattigen Plätzchen und tanke Kohlenhydrate und Wasser.
Nach einem Dorf führt ein kleines Sträßchen zur Grenze. Ich hoffe, dass sie nicht jeden Übergang gesperrt haben. Kurz drauf steht ein Schild auf der Straße, das auf eine Sperrung hinweist. Dieses Mal lass ich mich überzeugen und drehe gleich um.
Da Norden sowieso meine Richtung ist, schau ich einfach mal, wie es an den anderen Stellen aussieht. Weiter geht's.
Meine Beine werden müde, ich beginne mit der Schlafplatzsuche. Andalusien scheint komplett in privater Hand zu sein. Jeder Quadratmeter links und rechts der Straße ist eingezäunt. Zwischendurch finde ich zwar mal eine Stelle, die zugänglich wäre. Das ist dann aber meist ein Kanal oder heftig zugewucherte Flächen, wo ich das Zelt unmöglich aufstellen kann.
Irgendwann gibt es eine Kieswegabzweigung. Die nehm ich. Er wird schnell zu einer Schneise von Waldarbeiten. Sieht vielversprechend aus. Ich muss schieben 😅 Ein paar Meter weiter sehe ich eine Wiese. Ich räume ein paar Äste beiseite, lege die Plane aus und esse erstmal.
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