Aufbruch nach Norden
Ich komme abends in Los Cristianos im Süden Teneriffas an und steuere einen schon einige Male genutzten Schlafplatz an. Es handelt sich um einen gekiesten Platz mit Hügel im Rücken als Sichtschutz und Blick nach vorne über die Stadt. Paraglider nutzen ihn zum landen.
Am nächsten Tag starte ich die zweitägige Tour in den Norden, wo meine Fähre starten wird. Ich freue mich nochmal die bereits erwähnte (23. Jan) und geschätzte TF-28 zu fahren. Sie liegt auf halber Höhe am Hang, bleibt weitgehend auf einem Level und ihre längste Gerade ist gefühlt 300 m lang. Sonst reiht sich Kurve an Kurve. Zuerst muss ich aber auf die halbe Höhe kommen.
Ich steuere die auf meiner Karte markierte Höhle an, in der ich schon Mal geschlafen habe. Die liegt praktischerweise ungefähr auf der Hälfte der Strecke. Da ich schon weiß, was mich erwartet, lass ich die Sonne erst untergehen und mach dann das letzte Stück zum Schlafplatz. Im Januar hatte ich noch geschrieben, dass ich glaube, dass meine Fußspuren in der Höhle noch in 50 Jahren sichtbar sein werden. Jetzt muss ich beim Blick durch den Eingang feststellen, dass dort bereits jemand eingezogen ist. Ich grüße kurz und zieh mich zurück 😅 Muss ich wohl eine der benachbarten, weniger einladenden Höhlen aufsuchen.
Am nächsten Morgen lass ich mich nicht vom Wecker wecken. Ich packe mein Zeug, um ein paar Kilometer weiter in einem Park zu frühstücken.
Es geht gut voran, sodass ich schon zur Mittagszeit in Santa Cruz de Tenerife ankomme. Pause auf einer schattigen Bank im Park.
Später weiter Richtung Hafen, wo ich mein Ticket persönlich bei der Fährgesellschaft kaufen möchte, um evtl. Covid-Vorschriften zu klären. Hier gibt es drei aktive Reedereien. Erst werden alle drei auf den Schildern angezeigt, danach nur noch zwei. Meine ist nicht mehr angezeigt und auch nicht auffindbar. Ich frage google, was mich noch ein Stück weiter nach Norden führt. Dort, wo mein Ziel sein soll, ist eine Straße und eine Mauer. Ich frage Hafenmitarbeiter. Sie scheinen die Reederei nicht mal zu kennen?!
Wenn die Geschäftsbeziehung schon so holprig anfängt, nehm ich doch lieber einen anderen Anbieter, auch wenn dessen Startzeit nicht die günstigste ist: 01:30
Weiter zum Strand, wo ich vor knapp drei Monaten meine erste Teneriffa-Nacht verbracht habe. Dieses Mal nehme ich mir noch Zeit tatsächlich baden zu gehen. Lerne Julian und Andi aus Köln kennen, die hier im home- bzw. Strand-office studieren. Aus meiner Frage zu Covid-Bestimmungen auf der Fähre ist ein sehr kurzweiliges Gespräch geworden (Viele Grüße!).
Nach Einbruch der Dunkelheit nehme ich eine Stranddusche und schlage mein Zelt auf. Dieses Mal am Ende des Strandes, am Rand einer abgesperrten Straße, windgeschützt neben einem Container. Beim letzten Mal hier campen hatten morgens Polizisten auf den Zeltabbau gewartet. Hier, auf die abgesperrte Straße, werden sie nicht vordringen.
Dafür weckt mich der Bagger, der den am Strand aufgeladenen Müll neben mir in den Container schmeißt. Ein Glück hat er getroffen 😅
Ich setz mich an den Strand und frühstücke. Abgesehen von einem Lebensmitteleinkauf bleib ich dort auch bis zum Nachmittag. Zwischendurch regnet es kurz und heftig.
Nehme nochmal eine Stranddusche und bereite mich seelisch auf die bevorstehe 38-h-Überfahrt ein.
In Hafennähe angekommen erreicht mich der Anruf von der Reederei: die Fähre wird sich zwei Stunden verspäten, sprich um 03:30 starten. Also nur noch acht Stunden warten 😂
Ich setze mich im großen, eher menschenleeren Hafengebiet auf eine Bank und verbringe die Stunden mit Essen, Lesen und Telefonieren. Ein größeres Kreuzfahrtschiff einer Fremdreederei legt vor Mitternacht dort an, wo ich meine Fähre erwarten würde. Ich nehme an, dass sie die Ursache für die Verspätung ist.
Ich stelle meinen Wecker und schlafe etwas. Um 02:40 wache ich auf und stelle fest, dass mein Wecker schon zwei Mal unbemerkt geklingelt hat. Das Schiff liegt immernoch im Hafen und meine Fähre noch nicht. Ich packe gerade mein Zeug zusammen um Hafenpersonal zu suchen, da kommen zwei Polizisten auf mich zu und fragen, was ich hier tue. Ich meine, ich suche meine Fähre. Die starte heute woanders, ich solle ihrem Wagen folgen. Etwas schlaftrunken steig ich auf mein Rad und folge dem Streifenwagen. Sie lassen es gut fliegen, ich muss mich ranhalten.
Nicht weit hinter dem Kreuzfahrtschiff liegt meine Fähre. Normalerweise sind Fahrräder immer die ersten Fahrzeuge, die an Bord gehen. Heute ist die Fähre schon fast voll.
Ich gehe auf mein Deck, rolle meinen Schlafsack wieder aus und...kann nach der ganzen Action nicht einschlafen.
Ich stell mir grad vor um 3 Uhr Nachts mit Puls von 20bpm nem Streifenwagen hinterherzueiern:-)))
AntwortenLöschen