La Palma - La Isla Bonita

Haha, Ohrwurm generiert! đŸ€—

 

Die FĂ€hre lĂ€uft um 2230 im Hafen ein. Kuhnacht. Ich biege rechts nach Norden ab und suche nach der erstbesten Schlafgelegenheit. In einem Barranco, ca. einen halben Kilometer vom Meer entfernt finde ich einen gekiesten Platz in einer Sackgasse. Wirklich eben ist der Boden nicht, es kommt zu unnötigen Spannungsspitzen am Kontaktpunkt zwischen den Steinen und meinen Knochen. Ich schlafe trotzdem ĂŒberraschend gut. Nur etwas zu kurz ist die Nacht. 

Ich fahre weiter nach Norden auf der LP-1. Hochwertige und breite Straße, wenig Verkehr. Der erste Eindruck, den die Insel macht, ist ein guter. Sehr grĂŒn, teils dschungelartig und BlĂŒten in allen Formen, Farben und DĂŒften. Ich freu mich drauf wieder neue Flecken zu entdecken, nachdem ich auf Teneriffa doch an manchen Ecken ein dutzend Mal vorbei gekommen bin.
Ich steuere den ersten Strand an, den ich mir im Vorfeld auf der Karte markiert hatte. Dort angekommen find ich ein Zelt vor, fast das gleiche wie meins. Ich geh duschen, also baden. Danach FrĂŒhstĂŒck Nummer zwei. Mittlerweile hat sich auch das Zelt bewegt. Ein spanisches Paar, das leider nicht gut englisch spricht (bzw. ich nicht spanisch). Ausgiebig unterhalten können wir uns nicht. Weiter nach Norden, nach Charco Azul, ein Naturbecken, von dem ich weiß, dass es gesperrt ist. Macht gar nichts, ich finde auf der benachbarten Strandpromenade einen schönen Schlafplatz fĂŒr spĂ€ter. Bis dahin geh ich zum nahe gelegenen Strand. Niemand da, außer zwei Strandduschen, zwei funktionierende! Ich wasche und dusche. Anschließendes Picknick wĂ€hrend die Kleider trocknen. Ein Urlauber kommt und spricht mich englisch an: Andi aus der Schweiz, seit Monaten auf der Insel mit seiner Frau Nathalie und den zwei Kindern. Wir verstehen uns gut, sie laden mich zum Essen ein. Es gibt leckere Pasta! Hungrig wie ich bin, nehme ich taktlos drei Teller - immerhin nacheinander. Danke Euch! Wir verabreden uns zum FrĂŒhstĂŒck und ich fahr zurĂŒck zu meinem Schlafplatz. Das Zelt steht, ich sitze drin. Mit meiner EinschĂ€tzung, dass Ort xy ein ruhiger Platz zum Schlafen ist, lag ich noch nie weiter daneben: obwohl es schon seit einiger Zeit dunkel ist, verkehrt vor mir ein Publikumsverkehr, der schon bald an die Stuttgarter Königstraße ranreicht. Einzelpersonen, Paare, Jogger, Jugendliche,  randomisierte Gruppen, Familien, ... jeweils mit oder ohne Taschenlampe bzw. Hund. Ich liege in einer dezenten Ausbuchtung der Promenade, die Leute laufen ca. drei Meter entfernt an mir vorbei. Manche schauen zu mir, manche angestrengt nach vorn. Jedenfalls kam bis zum Morgen keine Polizei, was die Entspanntheit der Passanten unterstreicht. Wieder zurĂŒck zum Strand zum ausgedehnten, sehr leckeren FrĂŒhstĂŒck mit Nathalie und Andi. Wir haben den Sonnenaufgang gemeinsam angeschaut und "plötzlich" war halb Zwölf.
Weiter auf die LP-1 nach Norden. Erstmal nur bergauf, aber anders als auf Teneriffa mit moderater Steigung. In einem Dorf schickt mich mein Navi durch einen kurzen Privatweg zurĂŒck auf die LP-1. Ein bedeutendes Detail, wie sich einige Kilometer spĂ€ter rausstellen sollte: die Straße ist gesperrt. Ich muss umkehren. An dem entsprechenden Hinweisschild wurde ich in dem Dorf vorbeigeleitet! đŸ€Ł Die Ausweichstrecke (einzige) liegt selbstverstĂ€ndlich nochmal 600 m höher. 

Ich fahr einmal durch den Dschungel. Aus jeder Ritze, aus jedem noch so schroffen Fels, auch wenn er senkrecht steht, wĂ€chst irgend etwas. Die Luft ist feucht, es hĂ€ngen lianenartige Pflanzen ĂŒber mir, riesige Farne am Straßenrand, lange Flechten an den Ästen der BĂ€ume. Ich erreiche die Wolkendecke, die Straße ist nass, es wird kĂŒhl. In engen, langen, grob in den Fels geschlagenen Tunneln tropft das Wasser von der Decke. Ich stelle wieder fest, dass die eine QualitĂ€t meiner Lampe die ist gesehen zu werden, nicht etwa um etwas sehen zu können. Wenn vor mir -sagen wir- eine trĂ€chtige Wildsau gestanden wĂ€re (quer!), hĂ€tte ich die ungesehen und -gebremst gerammt. Nach vielleicht 12 km auf der Umleitung deutet der Berg kurz einen vermeintlichen Gipfel an. Doch nicht, es geht weiter bergauf.
Irgendwann bin ich wieder auf der LP-1 und fahre zurĂŒck zu meinem Ziel: ein kleines Dörfchen direkt an der NordkĂŒste. Mit quietschenen, glĂŒhenden Bremsen komm ich an. Dörfchen ist ĂŒbertrieben. Hier stehen fĂŒnf HĂ€user. Ein am Ufer gelegenes sieht aus, als ob das Meer es mal teilzerlegt hĂ€tte. Ein parkendes Auto. Ein Mann angelt.
Ich entdecke einen Pool (warum?!) und zwei eingewachsene SteinhĂ€uschen etwas abseits. Ich parke und seh sie mir an. Meine Unterschenkel bewegen sich relativ (und schmerzhaft) zu harmlos aussehenden BĂŒschen, deren BlattrĂ€nder voller winziger Zacken sind. In das entferntere Haus zieh ich ein. Das Dach hat ein paar LĂŒcken, dafĂŒr passt mein Zelt wieder super auf die vorhandene GrundflĂ€che. Ich esse. Vor mir das Meer, hinter mir diese Felswand, die ich vorhin runtermĂ€andert bin. (Ich versuche zu verdrĂ€ngen, was das fĂŒr morgen bedeutet.) Die vier Balken LTE wirken unwirklich. Wieder Kuhnacht. Ich schalte den Wecker aus.


Kommentare

  1. Freut mich zu hören, dass die Nacht im Park mit den vielen Passanten ohne unnötige Störungen durch z.B. Polizei geblieben ist. Die Bilder sind ja mega! Erinnert mich ein bisschen an die Azoren. Hau rein und gute Beine!!
    GrĂŒĂŸe Andi

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  2. Das sieht ja toll aus. Alles grĂŒn wie im Urwald. Und wenn die paar Menschen die du triffst, auch noch entspannt sind, ist das doch Bombe.
    Beste GrĂŒĂŸe und eine gute Zeit!
    Stefan

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  3. Der taktlose Parick hat der Familie die Haare vom Kopf gefressen 😂😂

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  4. Lass den Wecker ma immer aus- dann lĂ€sst sich auch besser verdrĂ€ngen welche an bzw Auffahrt ggf dem nĂ€.morgen blĂŒht 😄 ich kenn das gefĂŒhl noch...abends huiiii und morgens Ă€chzzz...

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