Nachbereitung
Ich wohne in der Rua da Rosa im Stadtteil Bairro Alto in einer Einzimmerwohnung, nur 400 m von meinem Zielpunkt entfernt (Zufall). Ich habe exakt ein Fenster und um die Eingangstür zu betreten muss man sich tief, wirklich tief bücken. Ich bleibe beim Verlassen der Wohnung gern mit dem Rucksack am Türrahmen hängen 😅
Lissabon ist mit "Risco Muito Elevado" in der dritten aus vier Risikostufen eingeteilt. An den Wochenenden und an Feiertagen gilt hier ab 13:00 Uhr eine Ausgangssperre, auch wenn man nicht wirklich feststellen kann, dass sich die Straßen ab eins leeren.
Die warmen Temperaturen machen es für mich schwierig so etwas wie Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Wenn ich Menschen mit Weihnachtsbäumen sehe, bin ich verwirrt.
Um meine Knochen zu schonen, lege ich nun Distanzen zu Fuß zurück. Knie und Achilles sind wieder in Ordnung.
Ich bereite die Tour nach. Im Hinblick auf Folgeprojekte habe ich mein ganzes Gepäck in drei Kategorien eingeteilt. (ein paar items habe ich beim Fotografieren vergessen, diese tauchen daher nirgends auf)
Essentiell - Verzicht wäre unmöglich, schwierig oder unschön gewesen:
Nice to have - war im Einsatz, aber nicht wichtig:
Ballast - war zumindest im vorliegenden Fall nicht notwendig:
Ich glaube auf der nächsten Tour, die ich hoffentlich auch auf die Jahreszeit bezogen etwas günstiger planen kann, werde ich einige Kilogramm weniger mit mir rumfahren.
Wie meine Arbeitskollegen und Freunde wissen, bin ich großer Fan von Zahlen, Graphen und Statistiken 😅 Ich hatte ja schon angedeutet, dass ich excel vermisse. Daher
Zahlen, bitte:
Mit der App Strava, die mir OG bereits vor einiger Zeit dankenswerterweise empfohlen hatte, habe ich die Tour täglich aufgezeichnet. Sie (oder mein Handy) hat leider die Eigenart die Aufzeichnung manchmal zu unterbrechen und zieht dann eine gerade Linie bis zum Zielpunkt. Daher ist die Gesamtstrecke auf Strava etwas kürzer, als die tatsächliche. Plus: irgendwelche Einkaufsfahrten in Südfrankreich habe ich natürlich auch nicht mit Strava getrackt.
Demnach war die Gesamtdistanz 2693 km oder durchschnittlich 112 km/Tag. 14,8 km Höhe oder 618 m/Tag. Das ganze dauerte 146 Stunden oder durchschnittlich gut 6 Std/Tag. Damit bin ich durchschnittlich mit 18,4 km/h unterwegs gewesen.
Wie mir auch schon auf der Tour wiederholt aufgefallen ist gibt es in Südeuropa diese Obsession
mit Plastiktüten. Im Supermarkt werden bereits verpackten Produkte in
kleine Plastiktüten gesteckt, diese wiederum kommen in eine größere
Tüte. Das "Sixpack" Eier wird in eine Plasiktüte gesteckt und diese
zugeknotet. Wenn ich mein Obst unverpackt in den Rucksack stecken will
und das Angebot eine Tüte zu benutzen ausschlage, werd ich angeschaut,
als ob ich einen an der Waffel hätte. Was für eine Unart unserer Zeit
dieses vollkommen obsolete Hilfsmittel für eine halbe Stunde zu
benutzen, woraufhin es im Anschluss 500 Jahre im Meer schwimmt. Macht
die Augen auf, liebe Nachbarn aus dem Süden 👍
Im
Waschsalon eine Straße weiter wasche in meine Klamotten. Vier Euro für
eine 8-kg-Trommel, die ich natürlich nicht annähernd fülle. Auf meinen
20er schmeißt der Automat nur Kleingeld raus. Meine ständiges Bestreben
möglichst wenig Kleingeld bei mir zu haben wird klimpernd ad absurdum
geführt. Ich schaufle das Münzfach leer, stopfe meine Taschen voll,
stelle einen Timer und gehe mit rutschender Hose spazieren.
Später stelle ich fest,
dass die Wäsche offensichtlich mit genau 1 U/min geschleudert wurde, da
sie immernoch triefend nass ist. Ich trage den tropfenden Haufen rüber
zu den Trocknern. Der nasse Streifen auf dem Boden macht es leicht
meinen Weg auch noch in einer Stunde nachzuvollziehen. Zwei
Trocknerdurchgänge machen die Situation nur bedingt besser. Immerhin
habe ich keine Schwierigkeiten passend zu zahlen 🤣
Dann wurd's mir
zu blöd: um es mir selbst zu beweisen, dass sich in dieser Stadt niemand
daran stören würde, hänge ich die Wäsche an einem der vielen schönen
Aussichtspunkte der Stadt auf die Leine. Logo, hat es keinen gejuckt 🤗 q.e.d.
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(keine Sorge: der Kraftpfeil der Gravitation zeigt auch hier auf den Erdmittelpunkt! 😅 Es war Lissabon-typisch windig)
Mich
spricht ein Typ an, der (vermutlich aufgrund der unkonventionellen
Aktion) meint, ich wirke interessant und er unterhalte sich gern mit
interessanten Menschen. João heisst er, Übersetzer, hat eine Gitalele
(Mischung aus Gitarre und Ukulele - hab ich wieder was gelernt) dabei.
Wir verstehen uns schnell super und sind sofort in einer sehr anregenden
Unterhaltung über Gott und die Welt vertieft, während die Wäsche im
Wind wedelt. Abends sitzen wir in meinem "Wohnzimmer", bestellen Pizza
und er improvisiert atemberaubend gut auf seiner Gitalele. So wie er es
am Nachmittag bescheiden beschrieben hatte, habe nicht mal annähernd so
ein Konzert erwartet! Es ist für mich schon optisch schwierig der
Geschwindigkeit der Finger zu folgen. Dann singt er dazu einen
portugiesischen Klassiker. Es war gut - und laut! Hauskonzert halt 🙂
Ich hab gleich wieder reflexartig an die sich womöglich echauffierenden
Nachbarn gedacht, mich aber schnell besonnen und beruhigt - stimmt ja:
Lissabon 🤗
So...was mach ich jetzt hier? Also zu Beginn in erster Linie Urlaub und Entspannung. Ich lese viel, erkunde die Stadt (das hört nie auf), sitze bei Gelegenheit in der Sonne oder schreibe Texte. Es könnte sein, dass mein Blog fortgeführt wird, auch wenn in Zukunft etwas off-topic, bezogen auf seinen Titel 😀
Im neuen Jahr möchte ich Lisa auf Guadeloupe besuchen, sofern ich hier auf dem Luftweg wegkomme. Sonst heißt es für mich auf-einem-Tanker-anheuern. Sie ist aktuell noch mitten auf dem Atlantik auf dem Weg dorthin.
So, jetzt koch ich was
Hahaha es geht weiter. U made my evening!
AntwortenLöschenHey T,
AntwortenLöschensuper, dass Du Dein Ziel erreicht hast! Hammer Aktion insgesamt !
Fand deine Berichte immer super interessant und kurzweilig, gerne weiterhin mehr davon und auch gerne Off topic ;-) hast ja auch fleissig mb-Kalte eingebaut :-)
Wünsche Dir jetzt erstmal eine tolle Zeit in Lissabon (wir waren Mal übers WE da und fanden es mega - vor allem das Eis!) und bin schon gespannt, wie es weiter geht!
Lass es Dir gut gehen!
Luv
O
Hey Patrick!
AntwortenLöschenSuper, dass du dein Ziel erreicht hast! Du hast meinen vollen Respekt. Ich habe mich schon gefragt, wann du die detaillierte Statistik lieferst :)
Und alter Schwede, 18,4 km/h im Schnitt ist ordentlich.
Erhol dich gut und genieße die Zeit im schönen Lissabon. Ich freue mich schon auf den nächsten Reiseblog vom Containerschiff (wird technisch aber herausfordernd wegen der schlechten Netzabdeckung auf dem Atlantik).
Beste Grüße!
Er macht tatsächlich weiter!! Yesssss! Hab mir vorgenommen möglichst viele Redewendungen wie "keine Sorge: der Kraftpfeil der Gravitation zeigt auch hier auf den Erdmittelpunkt!" in meinen aktiven Wortschatz zu übernehmen :-) Hört sich alles gut an was du so treibst, einfach weitermachen :-)!
AntwortenLöschenDie besten Grüße nach Lisboa
Moin Pat,
AntwortenLöschenganz klares „JA“ für mehr in deinem Blog. Kann nur den Hut ziehen für deinen Trip, vor allem bei der Jahreszeit. Bleib locker und auf bald✌🏼 OG