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Es werden Posts vom April, 2022 angezeigt.

Nantes

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Es gab kein nächtliches Klassentreffen. So konnte ich gemütlich schlafen und in aller Ruhe den neuen Tag beginnen. Mittlerweile weiß ich, dass dort auf Tontauben geschossen wird. Nach diversen km auf weiteren Geraden geht es mit der Fähre über die Gironde nach Royan. Weil ich mittlerweile dringend waschen muss, such ich mir einen Campingplatz in Rochefort. Sehr netter Empfang, ich werde zum Zeltplatz eskortiert, kann duschen, wlanen und waschen. Das alles für einen unschlagbaren Preis von 7,45€ 💪 Simone, mit Lastenrad und Hund unterwegs checkt eine Minute nach mir ein. Ich kann die Auscheckzeit von 1200 etwas nach hinten schieben, weil meine Wäsche noch nicht ganz trocken ist. Das anschließende Stückchen von Rochefort nach La Rochelle ist eine Katastrophe. Für motorisierte Fahrzeuge sind es laut maps.me 33 km, auf dem Fahrrad muss man über 37 km (immerhin +12%) konfus um die Landstraße rumgondeln und tatsächlich gefahren bin ich 40. Ein ununterbrochener Wechsel der Richtung, ständig m...

Tout droit

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Ich hatte meine Bremsen nachgestellt. Ich mag es, wenn der "Druckpunkt" sehr früh kommt. Das gibt mir subjektiv ein besseres Verzögerungsgefühl, was objektiv natürlich Quatsch ist. Jedenfalls hab ich es am Hinterrad wohl etwas zu gut gemeint. Da mein Fahrrad und ich so 🤞 sind, hatte ich beim Fahren schon das Gefühl "an diesem Hang, auf dem Belag, bei meinem aktuellen Reifendruck und der Beladungssituation, bei dem Wind und meiner Körperhaltung müsste ich eigentlich gut ein km/h schneller rollen." 🤣 Ich hab die Bremse dann etwas geöffnet und damit aufgehört mit meinen Beinen neben dem Vortrieb die Felge warm zu halten. Ging danach gleich spürbar besser.   Es geht weiter nach Norden, nahe der Küste, fast nur auf Radwegen. Auf endlos scheinenden Geraden fahr ich an Abertausenden (wie ich gelernt hab:) von Napoleons Bäumen vorbei. Wir sprechen hier von zehn km langen schnurgeraden Linien durch den Wald - bevor ein leichter Knick kommt.  Wenn man hier Auto fahren dürft...

"Quelle connerie, la guerre"

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Nach dem Höhen- und Wassergemetzel ist der Sonntag ein richtiger Traum. Leicht bewölkt, die Sonne kommt immer wieder raus. Über lange Strecken fahr ich einem Fluss in Richtung Meer entlang. Dann gemütlich an der Küste, zurück auf der alten Strecke.  Die Erinnerungen von vor einem Jahr poppen vor meinem geistigen Auge auf: hier hab ich Pause gemacht und dort hab ich Wasser nachgefüllt. Hier hab ich meine Handschuhe liegen lassen (und danach umgedreht) und da bin ich falsch abgebogen. Es ist interessant wie mich ein paar random Büsche am Straßenrand drauf hinweisen, dass dort gleich der Wasserspender auftauchen wird, während ich in der Schule als über die Sommerferien den Namen meines Geschichtslehrers vergessen habe 😅 Am Nachmittag mache ich eine dringend notwendige, zweistündige Trocknungspause um den Sonnenhöchststand. Ich breite alles aus und mache es mir gemütlich. Am Nachmittag treff ich einen Fahrrad schiebenden Wanderer aus Norwegen. Da ich grad am Straßenrand Pause mache, s...

Der Fuchsschwanz

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Hinter der Mauer, innerhalb des Fabrikgebäudes pulsiert bereits das Leben. Beim Zusammenpacken werden wir hier und da beäugt, aber keiner sagt was. Weiter geht's. Den ersten Regen warten wir in einem Cafe ab, wo wir jeweils einen Kaffee pro Stunde trinken und unsere Akkus laden. Unsere Fahrräder mit dem nassen Zeug stehen vor dem Haus. Die Trocknungspause machen wir am Nachmittag im Sonnenschein hinter einer Lackiererei. Nachdem wir uns weitere Hügel hochgekämpft haben, ruft Laras Körper nach einer Pause.  Wir machen eine in einem kleinen Bergdorf. Bald ist klar, dass wir heute nicht weiterfahren können. Ich suche nach Schlafgelegenheiten in der Umgebung. Da fast alle Wiesen unter Wasser stehen bzw. matschig sind, entschließen wir uns eine Nacht im zum Glück vorhandenen Hotel zu nehmen. Lara duscht und pennt sofort weg. Ich dusche und nutze das WLAN. Nächster Morgen. Ein sonniger Tag steht an, bevor es die kommenden zwei stark regnen soll. Lara meint, sie müsse mindestens eine weit...

Santiago de Compostela

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Am nächsten Morgen, ich packe grad mein Zelt zusammen, taucht auf dem gegenüber liegenden Flussufer ein wanderndes Paar auf. Sie strahlen, winken, machen eine Schlafen-Geste (zwei zusammen gelegte Hände auf einer Seite des Gesichts), ich nicke, es folgt noch mehr Strahlen und die Daumen gehen hoch 🙂 Ein guter Start in den Tag. Ostersonntag in Santiago, strahlend blauer Himmel. Die Menschen strömen in die Parks und auf die Plätze. Die Stadt ist voll, überall Jakobspilgerer. Ich schau mir die Stadt an und hole mir eine äußerst leckere Pizza, die ich in der Sonne esse. Zum Schlafen fahre ich auf einen Berg im Nordwesten der Stadt, wo sich ein größerer Park befindet. Die Kinder toben noch nach Sonnenuntergang auf dem Spielplatz. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie das spanische Leben eher in der zweiten Tageshälfte stattfindet. Wenn es bei uns schon längst "Abendbrot" gibt und die Menschen eher zu Hause sind, ist hier noch Halligalli auf den Straßen. Entsprechend ruhig...

Rio Sar

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Ich arbeite mich weiter nach Norden zur spanischen Staatsgrenze, die durch den Rio Miño abgebildet wird. Am nördlichen Ufer fahre ich an ein paar Streifenwagen vorbei, die abgesehen von dem ESPANHA Schild vielleicht der wichtigste Hinweis auf einen Grenzübergang sind. Etwas später fahre ich ein Stückchen auf einer Straße, von der ich nicht genau sagen kann, ob es noch Bundesstraße oder schon Autobahn ist. Der Verkehr ist dünn. Die erste Abfahrt nehme ich auch schon wieder. Wenige Sekunden später überholt mich ein Polizeiwagen, der Beifahrer deutet neben sich auf den Boden. Wir halten an, er steigt aus, kommt auf mich zu. Er fragt, wo ich herkomme und ob ich spanisch spreche. Letzteres verneine ich zu meiner Schande wahrheitsgemäß. Wir wechseln auf englisch. Er spricht etwas englisch, fast schon nett, wie er sich bemüht, mir die message rüber zu bringen. Anstatt "can't" sagt er "can" und teilt mir also mit ich könne auf dem Highway fahren. Ich beziehe mich auf da...