San Andrés
Ich komme morgens an und fahr direkt an den Strand. Mein Plan war ja Gas rausnehmen. Kanns zum einen nicht glauben, tatsächlich hier zu sein und muss mich zum anderen auch erst wieder insel-aklimatisieren. Ich fahr am strandnahen Schlafplatz vorbei, wo ich Anfang des Jahres beim Zeltabbau von den Behörden "eindringlich" beobachtet wurde. Sollte mir für heute Nacht was anderes suchen.
Es ist warm, nieselt ab und zu und der Wind ist auch wieder da. Ich finde im feinen Sand keine Steine, die ausreichend groß wären, das Handtuch festzuhalten. Auch die Schuhe sind zu leicht. Also muss mein Körpergewicht herhalten. Ich genieße die Sonne und nicht so sehr das Ganzkörperpeeling. Erster Wassertest: ca. 20 Grad, kann man mit arbeiten. Am späten Nachmittag nehm ich eine Stranddusche, kleide mich "zivil" und geh mich nach einem Schlafplatz umsehen.
Am Rand des Dorfs gibt es eine hügelige Grünfläche. Ich schieb das Rad durch, um mir einen Eindruck zu verschaffen. Der Boden ist lehm-matschig. Nicht so geil. Meine eigentlich blaue Jeans wird im Bereich der Knöchel zunehmend braun. Meine beiden Räder haben eine dicke Lehmschicht an und um die Lauffläche angehäuft.
Benachbart Richtung Dorf gibt es ein verwaistes Tourismusbüro und daneben einen gekiesten Palmenwald. Das sieht gut aus. Ist jetzt zwar fast schon wieder etwas zentral, hoffe aber auf ausreichend Dunkelheit bzw. wenig Beleuchtung.
Ein paar Teenager treffen sich auf der Rück-, mir zugewandten Seite des Büros. Es wird gekichert, Handys blinken. Nachdem die abgezogen sind, kommen kurz drauf ein paar junge Erwachsene. Scheint hier ein beliebter Treffpunkt zu sein. Sie randalieren und ich kann im Zelt sitzend, lauschend nicht genau ausmachen, was sie im Schilde führen. Irgendwann sind auch sie weg. Ich stelle den Wecker auf sieben, um das Zelt rechtzeitig verschwinden zu lassen.
Der Wecker klingelt, ich pack zusammen. Die vertrockneten Reste der Palmenwedel sind superspitz. Ich steche mich im Halbdunkel in den Kopf, den Nacken und richtig fies in den Ringfinger, was 48 Std. später immernoch wehtut. Muss wahrscheinlich froh sein, dass ich mein Augenlicht noch habe. Ich fruhstücke im Dorf, bevor ich ab 0830 einkaufen gehen kann. Danach wieder Strand 😄
An den vier Strandbars rechts im Bild bollern jeweils schwere Dieselgeneratoren...vermutlich für das Licht, den Kühlschrank und die Stereoanlage. Was für ein Wahnsinn, anstatt einmal ein Kabel zu verlegen. Die Dinger lärmen und qualmen nicht nur den ganzen Tag, sondern auch die halbe Nacht. Das weiß ich, weil ich Nacht zwei auf meinem alten Schlafplatz in unmittelbarer Nähe einer solchen Strandbar verbracht habe. Vermutlich muss nachts die Überwachungskamera bestromt werden. Insgesamt fällt mir auf, die Spritpreise hier (in Spanien) noch keine großen Schmerzen zu verursachen scheinen. Wenn auf der Straße drei Männer mit ihren Motorsensen die Grünstreifen getrimmt haben und ein paar hundert Meter vorher ihr Transporter stand, dann lief der in der Regel. Aber auch sonst sieht man gerne mal Autos, die fahrerlos irgendwo stehen und laufen.
Tag drei. Der wieder anspringende Generatormotor weckt mich lange bevor mein Wecker klingelt. Für kommende Nacht brauch ich wohl einen Plan C. Heut steht die erste Radtour an. Frühstück, einkaufen, los geht's. Ich fahr das letzte Stückchen der Sackgasse in den Osten rüber. Dort kommt nochmal ein Dorf und dahinter fast eine Gebirgswand. Der Anblick vor Ort erklärt eindrücklich warum die Straßen auf der Karte einfach irgendwo enden. Nach einer Pause dreh ich wieder um und seh mir auf dem Rückweg einen weiteren Strand an, der erheblich unterhalb der Straße liegt. Daran werd ich mich die nächsten Tage gewöhnen müssen. Beim Wiederrauffahren bilde ich mir ein zu spüren, dass mein aktuelles größtes Ritzel (das in Spanien getauscht wurde) kleiner ist, als mein vorheriges.
Glückwunsch zur Inselankunft.
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