Ganz nach meinem Geschmack

Ich wache auf. Es regnet. Ich dachte eigentlich das Kapitel hätte ich hinter mir. Ich frühstücke und muss mit mir ringen die danach folgenden Schritte einzuleiten. Irgendwann sitz ich auf dem Rad. Der Regen hat nachgelassen, aber der Himmel ist bedeckt. Erst muss ich einen größeren Umweg fahren, weil die Alternative die Autobahn wäre. Es geht weiter durch ein Meer aus Plantagen. Ich verpasse meinen Abzweig und fahr ein Stück zu weit. Die Stimmung ist so lala.


Am Mittag komm ich nach Almeria und mache in einem Park eine Trocknungspause. Die Wäsche und den Schlafsack häng ich auf die Leine, das aufgestellte Zelt muss ich anbinden, damit es nicht abhaut. Es sieht zwar etwas nach Regen aus, doch der Radar meint, es solle demnächst besser werden. Ich esse. Dem Zelt kann man wirklich auch bei dem Wetter beim Trocknen zusehen. Kurz drauf setzt Niesel ein. Ich pack das Zelt weg und lass die Klamotten, die halb überdacht sind, noch kurz hängen.
 

Die Sonne kommt erst am Nachmittag raus. Mit ihr hellt sich die Stimmung auch wieder auf. Es geht entspannt und einfach normal weiter. Die Flaggen wedeln gelangweilt, dynamisch wie 'ne Lavalampe und stehen anders als gestern nicht wie Bretter im Wind.
 


Noch mehr Plantagen, es nimmt kein Ende. Überall links und rechts der Straße. Jeder Quadratmeter muss hier scheinbar produktiv sein. Der Rest drumherum ist eine Müllhalde. Schwer zu begreifen wie es so weit kommen konnte. Ich mein, der Zustand entsteht auch nicht über Nacht. Wenn ich für jede PET-, Glasflasche oder Dose, die ich heut nur im Straßengraben hab liegen sehen, das Pfand bekommen würde, hätte ich allein heute viele tausend Euro verdient. Wenn das nur alles wäre. Dazu gesellen sich Folien, Reifen, Bauschutt, Lenkradbezüge, Kinderspielzeug, Kloschüsseln, Waschbecken, Badewannen, Sofas, etc. Eine endlose Liste. Am Nachmittag fahr ich an einem Hebebühnenfriedhof vorbei.

Die zweite Pause schieb ich, weil es heut so viel besser läuft, etwas in den Nachmittag hinein. In einer Bushaltestelle mach ich Rast. Unglaublich, im Vergleich zu gestern ist das heute wie ein Tag im Friedrichsbad (übrigens sehr zu empfehlen!). Über die letzten, sehr herausfordernden Tage habe ich etwas vergessen, wie ganz normales Radfahren eigentlich ist. Und dass ich mich jeden Tag meinem Ziel nähere (trotz allem), hab ich völlig vom Schirm verloren. Das ist jetzt eher so nebenher passiert...während ich gegen den Wind gekämpft hab und irgendwie gar kein Land mehr sehen konnte.
Ich schau mir die Karte an: wenn ich noch weitere 35 km mach, erreiche ich einen Campingplatz. Das ist doch mal ein Anreiz! Ich pack meine Sachen.
 

Der letzte Teil geht entlang einer kurvigen Küstenstraße ganz nach meinem Geschmack. Kaum Verkehr, manchmal seh ich minutenlang kein Auto, 1A Asphalt und meist moderate Steigungen. Überall Schlafoptionen, auch nach meinem Geschmack, aber heute unnötig. Ich hab die ganze Straße und den nahenden Sonnenuntergang ganz für mich alleine 🤗

 


Nicht ganz: plötzlich springt ein Hund aus dem Gebüsch und rennt mir wild bellend hinterher. Ein Glück ging es gerade bergab!
Ich orientiere mich an den km-Tafeln am Straßenrand. Ein Glück haben mich die ständig wechselnden Anzeigen bzgl. bestimmter Städte bereits skeptisch gemacht. Malaga in 144 km, dann in 148 und dann wieder irgendein gewürfelter Wert. Ich schau also parallel auf die Karte und bin schon fast da, obwohl es per Straßenschild noch einige Kilometer zu fahren wären. Die Straße ist nass. Es muss kurz vorher geregnet haben. Einfahrt zum Campingplatz. Einchecken, Marke für die Waschmaschine kaufen, Zelt aufstellen, Waschmaschine starten und... DUSCHEN! Was für ein Erlebnis! 🤗

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