Via Rhôna
Schöner Abschnitt heute! Aber erstmal muss ich aus Lyon raus. Toll: ich bin in der Stadt zu fast 100% auf Radwegen unterwegs. Weniger geil: es stinkt massiv nach Diesel. Fahren vermutlich viele Euro0 rum. Der Geruch erinnert mich original an meine Zeit beim Bund als ich Führerschein gemacht habe und die Panzer über den Hof geknallt sind. Die hatten an der Stelle, wo man ein Auspuffrohr erwarten würde einfach einen Schacht. Der Erfahrung steht Lyon in nichts nach 🤣 Ich gehe einkaufen. In der benachbarten Boulangerie gibt es eine 3+1 Baguette-Aktion. Ich stehe in der Schlange und genieße die Wärme. Im Kopf habe ich die prallen Taschen an meinem Rad und das Volumen eines Baguettes und hör mich "...deux baguettes..." sagen. Ich Idiot! Da der bedeckte Himmel nicht zum Pausieren einlädt, esse ich das erste Baguette während ich meine Einkäufe verstaue. Wieder auf dem Fahrrad sitzend (mit einem Baguette im Gepäck) kann ich nicht glauben, wie naiv ich war zu glauben, zwei sei eine angemessene Anzahl 😅 Nachdem ich das schmucke Industriegebiet hinter mir gelassen hab, komm ich langsam auf den bisher schönsten Abschnitt der Tour (nicht dass es etwas an den bisherigen Abschnitten zu bemängeln gäbe): die Via Rhôna, die vom Genfersee bis ans Meer führt.
Schöner Radweg, mal links, mal rechts dieses riesigen Flusses. Ich komme an der Stelle vorbei, wo ich letztes Jahr bei strahlendem Sonnenschein pausiert, meine Sachen getrocknet und gemütlich gelesen habe. Das ist dieses Jahr überhaupt keine Option. Ich fahre weiter.
Der vorhergesagte Wind zeigt sich ab und zu etwas verlegen. Meistens baumeln die Blätter nur gelangweilt an den Ästen. Dabei hätte ich gerne gesehen, wie sie fast horizontal abgerissen werden. Ich mach eine Pause auf einer einladenden Bank am Ufer.
Eine schwarze Katze kommt mich besuchen. Sie lässt sich zwar streicheln, verschmäht aber meinen Chèvre. Ich steige wieder aufs Rad. Anzahl der verbleibenden Baguettes: 0. Ich merke, dass ich trotz der Kürze der Pause schon ausgekühlt bin. Ich schalte einen Gang zurück, um dagegen anzukurbeln. Ich spüre, dass meine Muskeln kalt sind: paar Mal am Lenker reißen, um eine Schwelle zu überfahren, verursacht anhaltende Schmerzen im Unterarm. Der Weg führt jetzt sehr häufig durch Obstplantagen. Das ist klimatisch schon mal kein schlechtes Zeichen.
Es geht auf den Sonnenuntergang zu. Bin heute wieder spät losgekommen. Da es im Grünen schöner zu campen ist, als in der Stadt, mach ich Halt bevor ich Valence erreiche. Neben dem Radweg liegt hinter einem Hügel ein verwildertes Auffangbecken. Die weichen Grasbüschel wölben sich über dem Boden. Meine Hose ist voller Kletten und ich bilde mir ein, eine Art Pfefferminzduft in der Nase zu haben. Hier bleib ich! Doch bevor ich mein Zelt aufschlage, schau ich nochmal, dass der aktuelle Rhône-Pegel erheblich unter mir liegt. Tut er.
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