Die Frage nach der Wahl des Startzeitpunkts

 ...ist eine berechtigte.


Doch erstmal aufwachen. Ein Bagger knallt an meiner Garage vorbei und weckt mich. Er fängt ein Stück weiter an zu graben. Gestern war ich hundemüde, konnte aber lang nicht einschlafen. Ich muss mich wohl erst wieder umgewöhnen. Es ist bereits hell. Letztes Jahr habe ich mir immer den Wecker gestellt, um zusammengepackt zu haben, bevor es hell wird. Ich fühle, dass ich darauf keine Rücksicht mehr nehmen sollte.
Ich frühstücke und wärme meine Klamotten vor. Der Bagger dröhnt. Noch bevor ich das Zelt öffne, stelle ich mir vor welcher Anblick sich mir auftun wird. Ich zögere aus genau diesem Grund. Reißverschluss auf: Nebelsuppe. Kennt ihr das Gefühl morgens nicht aufstehen zu wollen? Multipliziert es mit 1000. Ich muss gehörig mit mir kämpfen.
 

Wieso bist Du also nicht früher losgefahren? Noch ein paar Termine gehabt? 😅

Lisa ist am 9.11. nach Afrika geflogen, wir haben uns einige Tage davor nochmal gesehen. Zudem habe ich den Wetterbericht der klimatisch kältesten Städte auf meiner Tour verfolgt, der versprach, dass der Trend bergauf gehe und dass es jetzt dieser Tage wieder etwas milder sein solle. Also nachts 7 statt 2 Grad. Außerdem solle die Sonne scheinen, was fast noch wichtiger ist, als die Messstation-Temperaturen. Gut, es war schon optimistisch dem Wetterbericht eine Woche voraus im November zu vertrauen. Aber hätte ja auch klappen können. Die vorhergesagtenTemperaturen sind aber in sich zusammen gefallen, wie (Deiner) Mutters Hefeklöße. Der Plan war leider ein größerer Fail. Ich scheine nun den Tiefpunkt anstatt den anvisierten Hochpunkt des Mittnovembers zu erleben. Nicht nur keine Sonne, sondern auch die kältesten Nächte. Wenn ich einfach random losgefahren wäre, hätte ich großer Wahrscheinlichkeit nach besseres Wetter. Aber noch länger warten, wollte ich dann auch nicht. Das ist etwas ernüchternd: planen, um dann exakt das zu erleben, was der Plan eigentlich hätte vermeiden sollen. Jetzt mache ich das Beste daraus.
 

Gleich morgens zieh ich das Poncho an. Hat den Vorteil, dass die Feuchtigkeit und der Wind nicht so durchlagen. Auf der anderen Seite wird es dann nach einigen Stunden von innen feucht, zumindest an den Körperkontaktstellen. Und dass, obwohl der Fahrtwind immer von unten reinpfeift. Genau so wie meine Überschuhe, die mir bei ersten Testläufen zu Hause die Füße etwas wärmer gehalten haben: nämlich 16 statt 15 Grad. Beim Ausziehen nach guten vier Stunden sind meine Unterschenkel und Schuhe feucht.
Am Nachmittag hat mein Körper große Lust auf eine Pause, dann aber auch wieder nicht. Anhalten equals Frieren und heute bin ich wirklich nur auf verlassenen Radwegen unterwegs, die stoisch durch die Feuchtgebiete führen. Den ganzen Tag dichter Nebel, keine Chance meine feuchten Sachen zu trocknen. 

 


 

Exakt der Anblick, den ich vermeiden wollte


Endlich ein Städtchen! Ich geh in einen Supermarkt, primär um mich aufzuwärmen. Beiläufig kaufe ich noch etwas Nahrung und laufe ziellos durch die Regale. Das erste Baguette verspeise ich noch im Eingangsbereich, bevor ich mich wieder nach einiger Zeit wieder nach draußen wage.
So, jetzt ohne Poncho, dafür mit feuchter Jacke weiter. Die versprochenn 1-2 Sonnenstunden, denen ich seit gut 24 Stunden entgegen fiebere werden von Nebel abgelöst. Die Stimmung kocht! Mir wird nochmal klar, was für ein Glück ich letztes Jahr hatte.
Um ca. 16 fahre ich auf dem bekannten Euro Velo 6 an einer Hütte vorbei, deren Eingang offen und auf Hüftniveau ist. Ich kenne sie vom letzten Jahr, überlege nicht lang, hieve mein Rad rein und pack das Zelt aus. Abendessen: Joghurt und Schokolade. Ersterer, den ich jetzt zwei Tage im Rucksack hatte, wirkt, als hätte ich ihn eben aus dem Kühlschrank geholt. Morgen früh soll die Sonne kurz rauskommen. Ich bin gespannt.

 



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