Barcelona
Wieder alles nass zusammengepackt. Zurück auf die Hauptstraße. Kurbeln.
Wenn meine bisherigen Einträge wie ein Dauerwetterbericht anmuten, dann liegt das daran, dass das Wetter 80% der Miete ist. Nahezu alles, was eine Rolle spielt, ist direkt vom Wetter betroffen. Wenn die Sonne scheint, so wie letztes Jahr, geht die Stimmung gleich massiv rauf, das Fahren geht leichter vom Bein und ein ganzer Blumenstrauß an Auswirkungen und Maßnahmen fallen einfach weg. Es ist alles so viel entspannter.
Ich entschließe mich links abzubiegen und über einen kleinen Berg ans Meer zu fahren. Beim Anstieg setzt Regen ein, es geht moderat bergauf. Die Abfahrt über die kurvenreiche B-510 macht mächtig Spaß! Dann erreiche ich ein Gewerbegebiet in Küstennähe. Am Strand entlang habe ich die Wahl zwischen sandigem Weg am Meer oder Straße. Ich alterniere.
Mittlerweile hat der Regen aufgehört und Sonne/Wolken wechseln sich ab. Für den Check-In um 15 Uhr bin ich gut in der Zeit. Ein Park taucht auf. Von dem ca. ein Dutzend Bänken sind null belegt. Ich nehm gleich die erste. Eine ältere Dame, vermutlich aus Japan, taucht bald drauf auf und bindet ihren Hund direkt an die Bank neben mir. Sie geht ein paar Meter weiter auf eine Wiese, um Tai Chi zu machen, während ihr Hund seine Zeit damit verbringt mich mit einer Repetitionsrate von einem Hertz anzubellen. Sie lässt sich, mittlerweile ein Kunststoffschwert schwingend, offenbar wenig davon ablenken. Ich versuche mein Mittagessen einigermaßen entspannt zu mir zu nehmen.
Beim Rad packen fällt mir auf, dass eine Speiche gebrochen ist. Dieses Mal Vorderachse. Beim Anblick der Speichen insgesamt ist das nicht sehr überraschend, sie haben schon sichtbar unter der salzigen Luft gelitten. Der Gedanke nur diese Speiche zu tauschen drängt sich nicht gerade auf. Dabei ist das Laufrad gerade gut ein Jahr alt. Wahnsinn! Muss ganz mieser billo-Stahl sein. Jetzt passt es gut, dass ich zwei Nächte in Barcelona bleibe.
Auf die Fahrphysik wirkt sich der Bruch nicht aus. Ich fahre weiter und halte die Augen nach Radläden offen. Im ersten sprechen sie kein Englisch und es ist auch mit Händen und Füßen schwierig ihnen klar zu machen, was ich brauche. Zum Schluss stellt sich raus, dass sie nur eins ohne Nabendynamo haben. Auf den bin ich aber angewiesen und ein Laufrad "mit" zu bestellen würde zu lange dauern. Sie zeigen mir den Standort eines weiteren Ladens.
In diesem verschwindet der nette Herr für eine Weile und kommt tatsächlich mit dem gesuchten Objekt zurück. 26" Rad, oldschool, er muss klischeehaft den Staub vom Dynamo wischen. Ich schnalle den Kauf auf mein Zelt (ähnlicher Durchmesser) und mach mich auf zur Unterkunft.
Das Rad lass ich im Hauseingang stehen und gehe zur Rezeption im zweiten Stock. Die Dame zeigt mir mein Zimmer im dritten Stock. Bis ich alle Taschen oben habe, werde ich einige Höhenmeter gemacht haben. Das Zimmer ist klein. Ein blindes Fenster in den vier Quadratmeter messenden Innenhof. Ich breite mein Zeug zum Trocknen aus, stelle nach einer Dusche das Zelt auf. Buff! Zimmer voll. Ich muss das Zelt an einer Seite aufrichten, um die Tür öffnen zu können. Mit schmutziger Wäsche im Rucksack gehe ich zum Waschsalon. Maschine starten, spazieren gehen. Etwas später Wäsche holen, dann Pizza essen. Zurück im Hostel wuchte ich mein Rad in den zweiten Stock, weil ich es dort auf den Balkon stellen kann. In meinem Zimmer schlägt mir erwartungsgemäß monsunfeuchte Luft entgegen. Ich reiß das Fenster auf. Der vorhergesagte Regen für morgen ist noch aktuell. Ich werde, so wie es aussieht, mit einem Radwechsel beschäftigt sein.
Schön zu sehen, wenn Radwege physikalische Abgrenzungen haben. Gutes Foto davon.
AntwortenLöschenVorzeigestadt! 🤗
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