48 h am Strand

Ich fahre an der Westküste weiter nach Süden. Das Ziel ist der nächste markierte Punkt auf meiner Karte: ein Strand. Die Wellen schlagen gegen große, rundgewaschene Steine. Außer mir ist kaum jemand da: ein paar Frauen sonnen sich, zwei Typen surfen - bzw. warten im Wasser auf surfbare Wellen. Ich bleibe für eine Nacht im windgeschützten Eck zwischen zwei Bananenplantagen.
Dann geht's weiter nach Süden. Dieser Strand wurde mir als "Lieblingsstrand" empfohlen.
Macht einen guten ersten Eindruck: Sand, funktionierende Duschen, Picknicktische unter Sonnenschirmen, eine wellenförmig geschwungene Felswand, wo ich wind- und blickgeschützt mein Zelt aufstellen kann. Beim Baden kommt ein weiterer Aspekt zum Tragen: sehr klares Wasser, der Boden ist auch fern des Ufers noch sichtbar.
Ich warte bis zum Einbruch der Dunkelheit um mein Zelt aufzustellen. Irgendwann ist es  dunkel, aber einige Badegäste sind noch nicht gegangen. Ich warte. Nachdem die letzte Familie aufgebrochen ist und bevor ich mein Zelt auch nur auspacken konnte, seh ich am Strandzugang zwei Taschenlampen, die sich nähern. Ist das der abendliche Kontrollrundgang oder Spätbader? Ich warte ab. Irgendwann höre ich Frauen kichern. Klingt eher weniger nach Kontrollrundgang. Kurz drauf erscheinen in der Ferne nochmal vier Lichter, die sich nähern. Scheint hier ein beliebter Treffpunkt zu sein. Die jugendlichen Strandbesucher (mit zwei Lampen) setzen sich unter einen Sonnenschirm und spielen irgendein Spiel bei dem viel geklatscht und gekichert wird. Sie nehmen keine große Notiz von mir. Die weiteren vier Lichter gehören zu einer Familie, die in der Dunkelheit bzw. im Schein ihrer Handys picknickt. Später laufen noch weitere Menschen durch die nächtliche Szene. Diese betrachte ich dann aber schon aus dem Zelt heraus.

 


Nächster Tag. Aufstehen, frühstücken, baden. Bald füllt sich der Strand. Ich mach Zirkeltraining mit den Stationen Lesen, Essen, Baden, Dösen. Am Nachmittag lerne ich Michael aus Oberbayern kennen. Er hat sich schon äußerst lange nicht mehr rasiert und ist auch schon ein paar Jahre unterwegs, vier davon z.B. in Indien. Er hat ebenfalls vor heute Nacht hier zu schlafen. Wir sitzen zusammen auf meiner Picknickbank, wo ich mich schon eingerichtet habe und unterhalten uns. Er kann nicht fassen, dass ich keinen Kocher bei mir - und stattdessen vorhabe Kichererbsen mein Abendessen zu nennen. Er kocht eine wirklich leckere Gemüsesuppe und gibt mir eine Tasse davon ab. Er hat sein Zelt im Bus verloren und ist nicht sonderlich traurig drüber. Bei dem Sternenhimmel sieht er keinen Sinn darin ein Zelt aufzustellen. Er kann mich überzeugen und ich lasse den Testballon 'Nacht unter freiem Himmel' steigen. Tatsächlich sehen wir einen Hauch der Milchstraße. Hier gibt es aber doch ein paar Schnaken, die Spaß dran haben mich ins Gesicht zu stechen. Am nächsten Morgen wache ich eher neben als auf meiner Matte auf. Michael liegt ein paar Meter weiter so geordnet auf seiner Matte wie eine Mumie im Sarkophag, hat offensichtlich schon etwas Übung. Wir frühstücken zusammen. Er schwärmt von El Hierro und wir markieren ein paar Punkte auf meiner Karte. Dann zieht er weiter.
Ich bleibe noch bis zum Nachmittag, was dann 48 h Strand bedeutet (was für eine Erfahrung! 😅), um dann meine Freunde aus der Schweiz zu besuchen. Ihr neu angemietetes Haus liegt nur eine gute Stunde entfernt. Wir verbringen zwei kurzweilige Tage miteinander mit Strandbesuch, Pizza-Restaurant und guten Gesprächen. Sie machen mich auch mit Georg aus Möhringen bekannt. Viele Grüße an Euch!
 

Dann zieht es mich weiter in den Süden. Ich möchte sehen, was die Insel noch zu bieten hat. Direkt ab Kilometer 1 geht es absurd bergauf, ich schiebe. Dann geht's auf einer teils neu asphaltierten Landstraße nach Süden. Ich gehe einkaufen und rolle dann wieder ans Meer. Unten angekommen, stelle ich fest, dass ich keinen Empfang habe. Keine Ahnung, wie weit ich den Berg hoch müsste, um das zu ändern. Hatte erst wenige Stunden vorher zum Pizza-Skype eingeladen. Passenderweise hatte aber niemand Zeit (wie ich am nächsten Tag erfahren werde). Ich verbringe eine sehr zugige Nacht in der schwarzen, fast pflanzenlosen, unwirklichen Landschaft des Südzipfels der Insel.
Nach dem Frühstück am benachbarten Strand geht es dann wieder 12 km rauf, zurück zur Hauptstraße, die ich entlang der Ostküste nach Norden fahre.
Die nächste Nacht verbringe ich unterhalb eines Wasserbeckens, das der Bananenwässerung dient. Der komplette Bereich unterhalb des Beckens ist von einer brüchigen, dicken Kalkschicht bedeckt. Hoffentlich ist es tatsächlich Kalk 😅 

 



Dort, wo weniger Pflanzen aus den Rissen sprießen, schlage ich mein Zelt auf.
 

Dann kommt die letzte Etappe der Inselumrundung. Südlich des Hafens entdecke ich ein eher touristisches Örtchen, das aktuell aber eher wenig besucht ist. Meistens sind wir zu dritt am Strand. Liegt wohl auch daran, dass der Wind zünftig pfeift. Ich finde keinen windgeschützten Schlafplatz und freunde mich schon mit dem Gedanken an wieder unter freiem Himmel zu schlafen (die Nächte, in denen der Wind am Zelt reisst, sind wenig erholsam). Dann finde ich doch noch ein gekiestes Plateau an einem Hang direkt am Ortseingang. Gefällt mir gut hier. Es werden zwei Nächte.

 



Kommentare

  1. Wie lange brauchst Du denn für's Zeltaufbauen? 15 Sekunden mittlerweile?

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    1. Das Zelt selbst dauert vielleicht zwei Minuten. Alles in allem eine Viertelstunde.

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