Mein Onkel würde es "nippy" nennen

Dünne Eisplättchen lösen sich beim Öffnen des Zelts von der Plane. Blick nach draußen: immerhin kein Nebel. Ich war gefühlte 40 Mal wach. Ein kurzes Frühstück muss reichen, ich will mich so schnell es geht auf der Straße in der Sonne aufwärmen.

Weiter durch Korkwälder. Es geht ein fieser Wind von Norden, bin sehr froh, dass es nicht bewölkt ist.
Was bin ich heute alleine! Hier unten hört nicht nur Europas Festland auf, hier geht auch die Bevölkerungsdichte massiv nach unten. Ab und zu kleine Dörfchen, die ich mit angehaltenem Atem durchfahren könnte. Nach 60 km sehe ich die erste Einkaufsmöglichkeit - und das auch nur, weil ich aktiv gefragt habe.
Nahrungsvorrat ausbessern und Pause in der Sonne. Meinen Schlafsack und die trotz der Kälte verschwitzten Klamotten hänge ich in die Sonne und zieh mir was anderes an. Der Wind ist so kalt, dass ich tatsächlich mein Fahrrad als Windschattenspender nutze. Effekt: so mittel.
Weiter gehts, teils wieder lange gerade aus. Wie gewohnt scheuche ich Kuh- oder Schafherden auf (passiv! 😅). Heute war auch mal eine Gruppe - man könnte es fast schon Schwarm nennen - Störche dabei.

 


Am späten Nachmittag komme ich durch einen Nationalpark, es wird auf Luchse hingewiesen. Ich halte die Augen offen.
Auch nach Schlafplätzen, da sich die Sonne senkt. Beides sehe ich nicht.
Der erste und für heute einzige LKW überholt mich.

Es wird spät, sodass ich meine Schlafplatzansprüche immer weiter eindampfen muss. Der Wald, den ich im Blick hatte, ist eingezäunt. Ich wär heute Nacht gern zumindest von ein paar "Frostblockern" umgeben. Am Ortseingang von Mértola steht eine Art gemauertes Bushäuschen. Drinnen Steinbänke in U-Form. Mein Zelt passt exakt in das U. Leichte Spielpasung.

 



Mein Rad stell ich übers Eck auf die Bank. Da es so nah an der Kante steht und droht zurück zu rollen und mich zu erschlagen, baue ich mir was: eine Schnur durch die Deckenbalken gezogen am Pedal und am Gepäckträger befestigt. Die Zugkraft des Seils beaufschlagt die Kurbelwelle über das Pedal mit Drehmoment. Dieses wird über die Kette und die Ritzel auf das Hinterrad übertragen, wo es mit dem Hebelarm r mittels Reibkraft zwischen Reifen und Bank für Vortrieb sorgt.
Ich hätte auch einfach einen Keil hinters Rad legen können, aber so fand ichs geiler. Hab mich wohl schon lang nicht mehr mit Maschinebauthemen beschäftigt 😂
"Duschen", Abendessen. Im offenen Zelt hör ich nichts außer Wind. Der Himmel ist klar, ich schau mir die Sterne an.

Der nächste Morgen:

 



Kommentare

  1. Richtig starkes Bild mit dem langen Schatten. Du bist halt einfach ein Maschinenbauer-Nerd :-)
    aber es gibt schlimmeres und vielleicht ja sogar heilbar?!

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