Flucht nach Süden
Ich habe mich entschlossen nach Süden aufzubrechen, habe Lust auf neue Abenteuer und Wärme! Die Portugiesen berichten, dass dieser Winter für Lissabon-Verhältnisse sehr kalt ist. Ich habe keine Schwierigkeiten das zu glauben. Teils hatten wir morgens 1 Grad.
Frühstück. Ich bin interessanterweise ähnlich aufgeregt wie bei meinem Start vor gut zwei Monaten in Stuttgart.
Mit der Fähre über den Tejo, nochmal der Stadt hinterherschauen und schon bin ich wieder am kurbeln. Habe mir einen neuen Frontgepäckträger gekauft, sehr viel vertrauenerweckenderes Modell. Da ich ein Paket mit den ganz warmen Klamotten Heim geschickt habe, sind meine Taschen jetzt etwas lockerer gepackt. Im Angesicht der 0 Grad, die es heute Nacht haben soll, war das vielleicht etwas zu optimistisch. Wär hätte gedacht, dass ich südlich von Lissabon nochmal Frost erleben werde?
In Setubal geht die nächste Fähre. In Lissabon fuhren sie zwanzigminütlich, hier muss ich zwei Stunden warten. Ich sitze zitternd in einem luftigen Wartehäuschen und nutze die Zeit für ein ausgedehntes Mittagessen und Bremsenjustage.
Ich spüre, dass ich verhältnismäßig ewig kein Rad mehr gefahren bin. Meine Beine melden Unzufriedenheit, ob des jähen Einstiegs nach sechs Wochen Pause. Als Zeichen des guten Willens halte an und esse einen Apfel und Schokolade.
Der Pinienwald geht langsam in Kork über und ich fang langsam an, mich nach Schlafgelegenheiten umzusehen. Nach ein paar Kilometern sehe ich einen Bauernhof neben der Straße. Großes Vordach mit reichlich Platz zwischen Traktor und Quad. Niemand zu Hause. Ich warte eine Weile.
Ermutigt durch die Gedanken an eine vergleichbare Situation in Frankreich, fang ich an mein Zelt aufzubauen. Ein Hund taucht auf und bellt mich aus der Distanz ununterbrochen an.
Das Zelt steht, ich bin umgezogen, 5 Minuten vergehen, ein Auto fährt vor. Ein älterer und ein junger Mann steigen aus. Letzterer spricht englisch. Ich erkläre mich. Sie sind verhalten, meinen, dass das Tor (das eben offen stand) heute Nacht abgeschlossen wird. Ein zweiter Wagen fährt vor. "Boss" sagt der Mann
Ein grimmiger Herr steigt aus und kommt mit der nickend-fragenden was-soll-das-Geste auf mich zu. Ich wiederhole meine Frage und werde nach zwei Sätzen unterbrochen. Er macht unmissverständlich klar, dass das nicht passieren wird. Ich hake trotzdem nochmal nach. Es bleibt dabei. Mein erster Ansprechpartner wirft mir einen entschuldigenden Blick zu.
Ich zieh mich teilweise wieder um, packe mein ganzes Zeug zusammen und fahre weiter. Die Sonne ist bereits untergegangen und es wird zügig dunkel und kalt.
Bei der nächstbesten Gelegenheit fahr ich rechts ab auf eine unbefestigte Straße. Ich nehme das erstbeste Waldstück und schlage mein Zelt erneut auf.
Dann sitz ich drin mit dem guten Gefühl es für heute vermutlich das letzte Mal aufgebaut zu haben.
Wenn der Hund (womöglich der gleiche wie eben) mal nicht bellt, genieße ich die fantastische Stille! Kein Geräusch! Das hat mir in meiner sehr straßennahen Wohnung in Lissabon etwas gefehlt.
Das mit dem Pinienzapfensammeln habe ich auch in PT beobachtet...die grillen damit.
AntwortenLöschenHurra, es geht weiter! Gute Fahrt!
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