Was für ein Kontrast zu gestern!

Ich starte den Tag mit Barcelona. Sehr viel Verkehr, aber überall gute Radwege. Ich bin einer von sehr vielen Radfahrern und schwimme mit den anderen durch die Stadt. 



Die Autofahrer scheinen es gewohnt zu sein, dass sie ab und zu Radfahren interagieren und schauen deshalb erst in beide Richtungen, bevor sie einen Radweg kreuzen. In Deutschland kenn ich es so, dass sie es in umgekehrter Reihenfolge tun. Kurzer Stop in einer Bäckerei und Picknick auf einer Bank in der Sonne.

Südlich von Barcelona fahr ich auf einer wunderschönen Küstenstraße, die sich in zwei Dimensionen am Meer entlangwindet. Die Sonne scheint, der Himmel ist stahlblau, ich lege nicht zuletzt der Höhenmeter wegen sukzessive Kleidung ab. Noch nie habe ich im November so ein Wetter genießen können.

  



Die mir entgegen kommenden Rennradfahrer grüßen, einer ruft "vamos!" und grinst. Aus Deutschland kenn ich das anders: wenn einem dort ein Rennradfahrer im schicken Trikot entgegenkommt und man selbst nicht auch Rennrad fährt, wird man höchstens mit dem Ar*** angeglotzt. Ich möchte nicht alle Rennradfahrer über einen Kamm scheren, aber das ist meine zigfach gemachte Erfahrung. Die hiesige Variante gefällt jedenfalls mir besser 😊

Mein persönliches Hygienekonzept macht eine Unterkunft mit fließendem Wasser erforderlich. Meine Pläne werfe ich kurzerhand über den Haufen, sobald ich an diesem wunderbaren, fast menschenleeren Strand entlangfahre. Das Rad im Sand geparkt, Badehose an und rein in die Fluten. Fantastisch! Ich ziehe ein paar Bahnen und reinige die dunklen Ränder unter meinen Nägeln erfolgreich im Sand. Die Strandduschen funktionieren hier - anders als in Frankreich. Ich dusche in der Badehose, wasche meine Haare und Klamotten und zieh mir frische Sachen an. Eine Gruppe älterer Herrschaften beobachtet mich interessiert von einer benachbarten Bank aus.
Während meine gewaschenen Sachen in der Sonne hängen, nehme ich meine dritte Mahlzeit zu mir - und hänge im Prinzip auch in der Sonne.

Als sich selbige über den Horizont senkt, entschließe ich mich, das letzte Teilstück für heute in Angriff zu nehmen. Es wechseln sich Überland- mit Strandabschnitten ab. Ich fahre der flach stehenden Sonne entgegen und schaue auf der Karte nach grünen Flächen, die etwas fern der Straße liegen. Mit dem Sonnenuntergang biege ich in einen abgesperrten Trampelpfad ab, der rechtwinklig von der Straße wegführt. In der steinigen Landschaft suche ich mir im Sinne meines Rückens eine kleine Wiese zwischen den Bäumen. In der Abenddämmerung geht eine schlanke Mondsichel auf. Ich sitze gerade im Zelt, da quert eine Wildschweinfamilie knappe zehn Meter davor. Eins bleibt stehen, dreht sich zu mir und beobachtet mich. Nimmt es jetzt Anlauf? Es entscheidet sich dagegen und folgt der Rotte.
Zeit für's Abendbrot.



Kommentare

  1. Barcelona, einfach Wahnsinn! Richtig nice, jeden Abend deinen Blog zu lesen :) Stay tuned und immer Spannung auf der Kette :)

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  2. Schade dass Du keine Zeit hast mehr von Barcelona genießen zu können. Es ist eine tolle Stadt. Schön zu sehen, dass es das Wetter gut mit Dir meint. Wärst Du Obelix, hätte die Wildschweinfamilie nichts zu lachen gehabt. 😉

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  3. Deine Gesichtsbehaarung kommt langsam an Reinhold ran. :-D

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