Die bisher kälteste Etappe
Ich wache - auf 600 m, 2°C, Nebel. Zum Einstieg geht es steil bergauf. Nach einiger Zeit werde ich warm, bin kurz davor, die Jacke etwas aufzumachen. Gleichzeitig sind Hände und besonders die Füße steif vor Kälte. Wenn mir jemand sagen kann, wie ich meine Körpertemperaturen etwas besser in Einklang bekomme, freu ich mich massiv über Hinweise. Das hätte einen gewissen impact auf mein Leben!
Ich komme auf ein Plateau und folge der Landstraße. In den ersten anderthalb Stunden sehe ich sechs Autos.
Ich biege auf einen Schotterweg ab. Ich rüttle bergab. Plötzlich bricht mein Frontgepäckträger und kippt nach vorne auf den Boden. Gut - dass der es nicht unbedingt machen würde, habe ich schon vermutet. Mein Tipp wären allerdings die Schweißnähte gewesen. Tatsächlich ist der obere Bügel, die Verbindung zur Gabel, abgebrochen. Klarer Schwingbruch. Jetzt müssen es zwei Kabelbinder bis Lissabon richten.
Ich rüttle weiter.
Der Nebel hält sich penetrant. Um 11 Uhr hat es immerhin 5°C, zur Mittagszeit kann ich die Position der Sonne erahnen.
Ab und zu komme ich durch ein Dorf. Ein paar Bauern lassen ihre Trecker laufen, sonst nichts, außer geschlossenen Rollläden.
Ich merke wie mein Körper nach Zucker verlangt. Es ist Sonntag, ich habe kaum noch zu essen. Immerhin habe ich Wasser aus dem Brunnen.
Ich frage in einem Dorf, wo ich Brot herbekomme. Wegen Verständigungsschwierigkeiten ist ein Radfahrer so nett, mich zur Panderia zu eskortieren. Ich esse Brot und süße Stückchen.
Kurz vor Albacete, um 13:30 bricht die Sonne durch. Sofort wird es spürbar wärmer. Endlich!
Nach der Stadt kommen ganz ordentliche Radwege. Der Sensor von meinem Tacho fällt ab. Ich hab das Gefühl, dass sich mein Rad heute in seine Einzelteile auflösen will. Beim Reparieren frägt mich eine junge Frau, ob sie helfen könne. Ich versuche meine Freude über diese Nettigkeit zum Ausdruck zu bringen und lehne -da gerade fertig geworden- dankend ab.
Es folgt eine lange Gerade, mein Navi sagt: 18 km geradeaus. Sehr gut, Asphalt. Ich stütze mich auf die Unterarme und mach mich für eine entspannte Episode bereit.
Pustekuchen! Nach wenigen Hundert Metern, Kies. Und zwar grob. So grob, dass man alle Hände voll zu tun hat, den Lenker in der Hand zu behalten. Ich rüttle also schon wieder.
Kilometerweit keine Menschenseele, auf der kompletten Strecke ist niemand, nur äußerst viele Kaninchen, die vor mir den Weg queren.
Die Spanier sind wirklich passionierte Radfahrer. Selbst bei dem Wetter heute Vormittag habe ich einige gesehen. Besonders in größeren Gruppen kommt es immer wieder zu einem Spruch: einer ruft mir was zu (wovon ich wenig verstehe) - die Menge tobt! Alle wiehern und ziehen an mir vorbei. Manche bleiben auf meiner Höhe und erkundigen sich wo ich herkomme. Auf meine Antwort folgt meistens eine (freundliche) Geste, die meinen Verstand in Frage stellt.
Ich komme wieder auf eine Landstraße und schlängel mich nach oben. Ich fahre gerade an einem Restaurant vorbei, vor dem eine Feiergemeinde steht und mir ermunternd zuruft - es wäre ja sonst langweilig geworden: Platten.
Dieses Mal kann ich den Schaden nicht lokalisieren, weil dass der Schlauch ist, mit dem meine Pumpe inkompatibel ist.
Ich gehe nicht weiter drauf ein. Es geht weiter. Zeit für eine Unterkunft. Da ich mich auf über 800 m befinde und es 0°C geben soll, schau ich nach einem Gebäude. Ich finde ein teilweise eingestürztes Haus. Es gibt sogar einen Raum, der ausreichend sperrmüllfreie Fläche bietet, mein Zelt aufzuschlagen. Abendessen!
Kauf dir so Beinlinge. Sehen gay aus aber vlt. bringt's was. Zu König Ludwigs VI. war das männlich. Schade, dass das mit der Frau und der Panne alles so schnell vom Tisch war;-)
AntwortenLöschenVom Sofa aus schlage ich dir einen Mantelwechsel vor. Wenns das nicht ist ne neue Felge bevor du das komplette bike tauschst. Ach und danke nochmals für deinen Blog. Wünsche dir viel Luft und Wärme. Bis morgen!
AntwortenLöschenOh Mann jetzt erwischt es dich ja knüppelhart. 🙈. Drücke Dir fest die Daumen dass die Pechsträhne bald endet. 🤞
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